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Erste Schritte - Therapiestart am 04.12.14

Therapie ist vorgeschrieben, wenn man von der Kasse Operationen bezahlt haben möchte. 18 Monate. Schließlich soll ja vermieden werden, dass jemand psychisch krank ist und da einfach was verwechselt. Oder dass jemand homosexuell ist, damit nicht klarkommt und durch die OP hetero wirken will. Oder dass jemand heute glaubt, trans zu sein und morgen nicht mehr. Und überhaupt. Könnt ja jeder kommen und eine geschlechtsangleichende Operation wollen! Ehrlich, hast Du nicht auch schon drüber nachgedacht? Oder Du? Und Du? Nö, nicht? Na sowas ;-)


Im Ernst: es ist unfair. Aber dafür zahlt die Kasse nicht nur die Thera, sondern auch die OPs, ggf Hilfsmittel, Fahrtkosten, Prothesen / Epithesen, Testosteron etc, das geht ganz schön ins Geld!

Und ich sehe es als Hilfe. Denn auch, wenn ich mir sicher bin - Fragen hab ich trotzdem. In der Therapie kann ich manches ansprechen. Zum Beispiel die Trauer, niemals eine männliche Kindheit gehabt zu haben. Über die Frage, was Männlichkeit für mich bedeutet. Wie ich damit umgehen werde, wenn die Gesellschaft erkennt, dass ich schwul bin. Was ich tun kann, um die Wartezeit die nächsten 1,5 Jahre für mich nicht ganz so lang werden zu lassen. Meine Beziehung ansprechen und meinen Mann mal mitnehmen (auch er wird sich der Familie und den Kollegen outen müssen, dass er einen Transmann an seiner Seite hat statt der vermeintlichen Frau). Auch beim Thema Sexualität ist "dank" meines negativen Körperempfindens vieles im Argen. Und überhaupt. Wenn ich schon Thera bezahlt kriege, dann werd ich das auch nutzen. Die Welt ist krank, und um in dieser kranken Welt zu überleben, kann man gar nicht oft genug beim Seelendoc auf der Couch hocken!

Ich habe mich nach etwa fünf Monaten endlich aufgerafft und einen Termin vereinbart. Aus den Nummern von der Liste (kriegt man, wenn man sich zB an die lokalen Selbsthilfegruppen oder Stammtische wendet oder im Netz sucht) haufenweise durchtelefoniert. Einige Absagen, teils gar keine Reaktionen. Aber ZWEI Zusagen, yeah! UND sogar beide sehr kurzfristig binnen einer bzw zwei Wochen. Was für ein unverschämtes Glück!

Am 04.12. mein erster Termin bei Doktor K. Er sagte, ich bekam den Ersttermin so schnell, weil ab diesem Tag die 18 Monate starten. Selbst, wenn es bei ihm eng ist an Terminen, ab jetzt tickt für mich die Uhr. DANKE, K, das ist wirklich spitze!

Ziemlich aufgeregt saß ich im Wartezimmer. Grade mal den Anamnesebogen ausgefüllt, schon ging es los. Die 50 Minuten vergingen wie im Flug. Hm, wo fang ich jetzt an? 

Hat eine angenehme Art mich reden zu lassen, mich aber auch sanft in die Schranken zu weisen, wenn ich ausschweife (das kann ich gut. Nur zur Info, falls das hier noch keiner gemerkt hat). Fragte, ob ich schonmal Thera gemacht habe und wie ich mir den weiteren Weg vorstelle. Erklärte mir auch, was man schon vorab machen könne vor den 18 Monaten. Klärte mich über den Alltagstest auf (wird wohl mal ein eigener Thread). Sprach auch Komplikationen an, die sich ergeben können. Wollte wohl abchecken, wie blauäugig ich an manche Dinge herangehe. Ging noch darauf ein, dass er keine Gutachten schreibe (die man für die Namens- und Personenstandsänderung braucht, auch hier: folgt bald ein eigenes Thema), ich also bedenkenlos reden könne selbst bei Zweifeln und Ängsten.

Insgesamt fühlte ich mich sehr gut. Aufgehoben, geschützt. Denke, ich kann ihm vertrauen. Habe auch nicht das Gefühl, dass er mich in eine Richtung schieben wird. Meine Sorge war, dass mir jemand sagt "Du bist nur trans, wenn Du XY erfüllst. Und Du musst soundso vorgehen, sonst unterstütze ich Dich nicht". Da liest man ja manchmal Horrorstories, was von den Betroffenen gefordert wird! Hatte den Eindruck, dass er mich nicht wie ein Kind an der Hand hinterherschleift, sondern dass er mir die Hand reicht, sodass ich wannimmer ich sie brauche auch ergreifen kann.

Der zweite Doc, H,  wird am 08.12. aufgesucht. Er ist erstmal nicht für Kassenpatienten, und das sei wohl ein rechter Papierkram, bei ihm Therapie zu machen. Hatte Bammel, dass wenn ich ihm sage, dass ich bei K war, er mich ablehnt. Aber K meinte, ich solle H liebe Grüße von ihm ausrichten, das sei ein geschätzter und kompetenter Kollege. Und wenn ich bei H machen möchte, dann lässt sich das mit der Kasse schon irgendwie deichseln. Na, dann hoffe ich, dass das stimmt. 

H liegt in der Stadt weiter weg und bedeutet einen ganz schönen Weg mit den Öffis, dafür kann ich auch mal nachmittags in Thera. Und er ist gleichzeitig Gutachter, spart mir Zeit und Nerv. K dagegen liegt notfalls sogar in Lauflinie, aber dafür muss ich ggf irgendwann mitten am Vormittag. Aber das sollen nicht meine Kriterien sein. Ich werde mich für den entscheiden, wo ich mich besser fühle. Bin schon gespannt auf morgen!

2heartedman 07.12.2014, 20.32

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