two hearted man
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Ausgewählter Beitrag

Erinnerung, gendergerecht idealisiert

Die ganze Zeit schon überlege ich, ob ich als Kind eigentlich wild und rebellisch war, oder ob ich ein braves Mädchen war. Erzählungen gehen auseinander, und meine Erinnerungen kann ich nicht wirklich einordnen. Es kommt, denke ich, immer darauf an, wie man es interpretiert.


Ich habe mir oft die Knie aufgeschürft, hatte ständig Grasflecken auf der Hose. Ich kletterte auf Bäume, robbte auf allen Vieren durch den Matsch, spielte im Dreck und Schlamm, fuhr Skateboard, Fahrrad, baute im Wald Hütten und fing im Freibad Molche. Steckte Mädels Spinnen in den Kragen und liebte wilde Schneeballschlachten. 

Aber ich habe mich nie gerauft, war immer höflich. Ich bin auch nicht auf so hohe Bäume geklettert, dass ich heruntergefallen wäre und mich verletzt hätte. Meine Fahrradunfälle waren bis auf den Treppensturz eher ganz normale Unfälle als waghalsige Aktionen. Habe sehr viel gelesen, war oft schwimmen, hatte recht harmlose Hobbies. Wirklich interessiert haben mich Puppen eigentlich nicht, aber ich habe halt trotzdem damit gespielt. 

Draußen zum Toben konnte ich Junge sein. An Spielsachen hatte ich eigentlich nur Mädchensachen wie Puppen, Kinderwagen, Stofftiere, Puppenstube, eine Strickliesl und derlei Dinge. Erst, als ich selbst mein Taschengeld nutzen konnte, kaufte ich Playmobil, Paninihefte mit Dinos und anderen spannenden Sachen. 

Obwohl ich immer "mein liebes Mädchen" war für die Familie, nannte man mich oft bei der männlichen Version meines Vornamens. Bevorzugt dann, wenn ich wieder durch die Wohnung tobte. Ich baute gerne aus Matratzen und Kissen Burgen, Geisterbahnen, Rutschbahnen, Bastionen, Höhlen. Aber da lachte man eher, Kinder müssen halt toben, gehört dazu. 

"Mädchen die pfeifen, und Hühner die krähn, denen muss man beizeiten den Hals rumdrehn". Kann den Satz gar nicht so oft hier tippen, wie ich ihn hörte. 

Das heißt, meine Familie nahm schon wahr, dass ich eigentlich wie ein Junge auftrat. Trotzdem denke ich, dass manche noch immer nicht begreifen, dass ich tatsächlich einer war. Hier beginnt dann die Psychologie der Wahrnehmung. Sich die Dinge so biegen, wie man sie möchte. Und ich gebe zu, dass ich mich dabei nicht ausnehme, sehe ich ja bevorzugt die Jungsanteile, wenn ich zurückblicke. 

"Du sahst so süß aus im Röckchen, und Deine langen Haare waren einfach zauberhaft. Du hast so gerne mit dieser großen Babypuppe gespielt, und in der Schule hattest Du immer so gute Noten, Du warst ein braves Kind" 

Ich denke mir dagegen "ich war so stolz auf den ersten Kurzhaarschnitt, und in der Schule wollte ich immer nur mit den Jungs spielen, Lego und Actionpuppen waren einfach schon immer interessanter, und in der Natur konnte ich endlich sein, wie ich wirklich bin. Es tat gut, im Urlaub meinen vermännlichten Namen zu nennen und mich einfach unter die Jungs zu mischen". 

Vermutlich haben beide Seiten irgendwo recht. Es gibt nie nur eine Seite. Aber ich finde, ein braver Junge mit langen Haaren darf auch gute Noten schreiben. Ich wünschte, Kinder würden nicht immer in eine Ecke gedrängt und ihr Verhalten dem männlichen oder weiblichen Rollenbild zugerechnet. 

Lasst Kinder einfach mal Kind sein! Nicht Junge, nicht Mädchen. Einfach nur Kind!

2heartedman 11.01.2015, 14.14

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von davi

;)

vom 15.04.2015, 06.56
1. von davi

;)

vom 15.04.2015, 06.56