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Ausgewählter Beitrag

Epithese erster Termin - Abformung

Der erste Termin zur Abformung. Schnell und unkompliziert ;-)



Stand ja schon lange in Kontakt mit Sofia. Hatte sie auf der Transtagung gesehen, hier und da mit ihr telefoniert, als sie mir geholfen hatte bei der Antragstellung oder den Problemen mit der Krankenkasse. Ich wusste, was mich erwartet, daher war ich nicht aufgeregt. Aber sehr, sehr neugierig und gespannt und hibbelig. Jetzt sollte es endlich losgehen!

Am Sonntag Abend waren wir angereist, sodass wir am Montag Vormittag direkt loslegen konnten. Ich hatte am Vortag bereits gecheckt, wo sich die Adresse befindet, wie man hinkommt, wo man parkt, wir konnten also pünktlich zum vereinbarten Termin starten.

Die Räumlichkeiten sind sehr gemütlich, es fließt eine Menge Energie, das spürt man und das ist angenehm. Sofia arbeitet, als hätte sie alle Zeit der Welt. Ankommen, Smalltalk, gemeinsamer Tee, nettes Plaudern, das bricht das Eis, nimmt die Anspannung, schafft Vertrauen. Schließlich ist es ja doch ein intimes und für die meisten sehr unangenehmes Thema, um das es geht. Viele Transmänner waren ja aus Scham nicht einmal beim Frauenarzt, zeigen sich nicht ihrer Partnerin, können sich nicht anfassen, ekeln sich vor sich selbst. Und jetzt plötzlich vor einer fremden Person zu stehen, die Fragen stellt und über all diese unangenehmen Dinge redet, die "dort" berührt, alles genau ansieht - das ist eine gewaltige Überwindung für die Betroffenen!

Ich kann natürlich nur von meinem eigenen Eindruck reden. Aber ich empfand sie als sehr einfühlsam und sensibel, mit viel Fingerspitzengefühl für den richtigen Tonfall, die richtige Wortwahl, dazu einer ordentlichen Portion Motivation, Verständnis und Respekt. Sie strahlt eine Ruhe und Gelassenheit aus, die sich sehr schnell auf mich übertrug, sodass wir dann auch bald anfangen konnten mit der Arbeit.

Vor dem Termin sollte man sich rasiert haben, so gründlich als möglich. Sonst bekommt man eine gratis Kaltwachsbehandlung ;-)

Tja, und dann geht es los. Blank wie ein Nacktmull stehe ich vor ihr, während sie die Modelliermasse aufträgt. Das geht recht flott, und dann bleibt man so stehen, bis es gehärtet ist und abgezogen werden kann (je besser man rasiert war, desto einfacher geht es. Kann ich nicht oft genug betonen ggg). Stillstehen, mit geöffneten Beinen, nicht bewegen, Blick nach vorne, warten. Fühlt sich ziemlich dämlich an, aber was tut man nicht alles ;-)

Ich fühle mich schon seltsam: Da lässt man endlich "Gras über die Sache wachsen" und muss sich jetzt auf einmal völlig rasiert präsentieren, wie ein kleines Kind völlig kahl, wo ich doch endlich stolz bin auf meine dank Testo männlichen Bewuchs überall. Das ist ein ziemlich schräger Moment, ich schwanke zwischen pubertärem Kichern, albernem Grinsen und jeder Menge Rationalisieren. Auch hier reagiert sie jeweils sehr gut, sie hat Verständnis für das Unbehagen, trifft den richtigen Ton und lässt gar nicht erst zu, dass irgendein Gedankenkreisen entstehen könnte. Ihre Berührung ist routiniert, sehr knapp und in keinem Moment übergriffig oder unangenehm (ich hatte damit gerechnet, dass es ähnlich unangenehm, kalt, steril und unpersönlich wäre wie beim Frauenarzt, aber das war nicht der Fall).

Dann die schwierige Frage: wie soll die fertige Epithese aussehen? Beschnitten oder unbeschnitten? Durchmesser, Länge, Form, und so weiter. Herrjeh, woher soll ich das wissen?!? Ich hatte noch nie einen, und ich habe keine Ahnung was zu mir passt! Vor allem: ich will ja nicht den, der perfekt aussieht und mir optisch am besten gefällt. Sondern den, der so zu mir passt, als würde er schon immer dort baumeln. Sie stellt mir Fragen, über die ich mir noch nie Gedanken gemacht habe und auf die ich absolut keine Antwort habe, ich fange wieder an zu grinsen und fühle mich wie ein hilfloser Schüler im Sexualkunde-Unterricht. Herrjeh, dass mir das mal passieren würde! Aber wir nehmen es mit Humor, und Sofia ist top routiniert:

Sie weiß genau, wie sie die Frage umformulieren muss. Hat verschiedene Modelle zum Testen, die ich ansehen, an den Körper halten kann. Sie macht Fotos aus verschiedenen Blickwinkeln, die ich vergleichen kann, es gibt einen Spiegel. Ich teste mit Hose und Shirt als stünde ich vor dem Urinal, ich teste ganz ohne alles, ich drehe und wende mich wie auf dem Laufsteg (erwähnte ich schon mein vermutlich recht albernes Grinsen? LOL)

Obwohl ich überhaupt keine Vorstellung hatte, wird ziemlich schnell klar, womit ich mich am wohlsten fühle. Es passt stimmig zu meiner Statur, meiner Körpergröße, sie hat einen guten Blick für Details und weiß, worauf es ankommt, schließlich hat sie schon unzählige (Trans- und Bio-) Männer vor sich gesehen und weiß, was realistisch ist und kann auch anhand der bestehenden Anatomie darauf schließen, wie meine männliche Variante aussähe. Da stehe ich, in der linken Hand einen knautschigen Silikon-Penis, in der rechten Hand einen weiteren Ömmel, sie hält mir einen dritten zwischen die Beine, ich stehe vorm Spiegel und bin gerade völlig blockiert und höre ihre Frage nur halb. Sie hat sehr viel Geduld, wenn ich mich nicht entscheiden kann, wenn ich hilflos mit den Schultern zucke und wie ein Reh im Scheinwerferlicht stehe ...

Als sie zu  Beginn sagte, der Termin würde nur etwa knapp 1,5 Stunden dauern, hielt ich das für unrealistisch, hätte mir das viel länger vorgestellt mit diesem für mich hochkomplizierten Entscheidungsprozess. Aber tatsächlich: Ankommen, Smalltalk und Tee ganz ohne Hektik in aller Ruhe ohne auf die Uhr zu sehen, ganz entspannt. Dann die Abformung knapp und routiniert, zum Schluss das Klären der Details. Eineinhalb Stunden. WOW!

2heartedman 19.11.2017, 16.44

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