Für mich selbst entschloss ich mich Ende Juli zu diesem Schritt, besprach es mit meinem Mann. Im August letzten Jahres fing ich an mich schrittweise bei Freunden zu outen. Im Dezember dann folgte die Familie. Ebenfalls im Dezember startete meine Therapie. 

Im Forum bin ich seit 8 November angemeldet. Habe dort viele Tips bekommen, nette Jungs kennengelernt und einige von ihnen virtuell begleiten dürfen. Manche fingen mit mir an, haben inzwischen bereits Testo und Namensänderung hinter sich. Andere haben einen Zeitplan, der noch länger ist als meiner. Eine schöne, bunte Gruppe, in der ich mich sehr wohl fühle.

Langsam möchte ich auch reale Kontakte vor Ort. Auf den Männerstammtisch werde ich aber noch nicht gehen. Zu groß ist das Risiko, dass ich einem Kunden / Klienten / Mandanten gegenübersitze, der mich dann beim Arbeitgeber verpetzt. Und, jaja, man hält zusammen, wir haben ein Ziel, Pustekuchen! Problem ist, dass es eben Jobs gibt, in denen einige sich freuen, wenn sie dem "Feind" eins auswischen können. 

Aber immerhin, es gibt ja Whatsapp. Dort kann ich mit Jungs aus der Region Kontakt aufnehmen. Fragen zu guten Ärzten, Kliniken, Hilfsmittelkauf vor Ort. Oder vielleicht bei konkreten Fragen auch  mal ein Einzeltreffen, wenn man sich sympathisch ist. 

Gestern wurde ich der Gruppe hinzugefügt. Was für ein herzliches Willkommen, wow, überwältigend, habe mich sehr gefreut. 

Und dann bin ich mal gespannt, wie es weitergeht! Als ich letztes Jahr im August anfing und irgendwas von 2016 im Kopf hatte, war das verdammt frustrierend und noch so unglaublich weit weg. Ich ging davon aus, dass ich vor lauter Warten noch durchdrehen würde! Aber die Zeit rast nur so dahin, und ich erlebe viele kleine Schritte auf meinem Weg zum Ziel, es gibt so viel Neues zu erfahren, mich selbst immer wieder zu entdecken, dass mir bisher noch nicht langweilig geworden ist. 

Im Gegenteil, so langsam krieg ich Fracksausen, weil das mit dem Job nur noch 126 Arbeitstage sind. 126 Arbeitstage (Urlaub und Gleit eingerechnet, also nur etwa 100), in denen ich eine Gruppe abschließen muss, noch einige Wochen Vertretung für zwei Kollegen ableiste, ein paar sympathische Kollegen informiere, den anderen Ciao sage, die Kündigung einreiche, mein Büro räume, den PC säubere, schnell noch ´ne Weihnachtsfeier organisiere und dann plötzlich weg bin! 

Und dazwischen muss ich noch sehen, wie ich den Endo-Termin über die Bühne kriege, vielleicht ein erstes reales Treffen auf dem Männerstammtisch mache. Außerdem sollte ich bald mal die Arbeitsagentur informieren (und mich auf eine gehörige Standpauke einstellen), noch ein paar Sachen mit dem Versicherungsmann abklären. Nein, über Langeweile oder dass mir alles zu schnell geht, kann ich wahrlich nicht jammern!

Ich bin SO dankbar, dass ich all diese Schritte nicht alleine gehe sondern coole Jungs an meiner Seite habe. Bio-Männer, die mich gerne in ihre Geheimnisse einweihen. Und Transmänner, die mich an die Hand nehmen. Kann mich vor Rollenvorbildern momentan kaum retten ;-)

Und jetzt ... wird es Zeit, ENDLICH die Flügel auszubreiten!