Als ich in die Stadt kam, suchte ich einen Friseur. Fand einen jungen Mann, der einen Stuhl in nem großen Salon hatte aber dort selbständig arbeitete. Er war mir super sympathisch, und ihn konnte ich endlich an meinen Kopf lassen (bei anderen war das immer unangenehm). Das ist 14 Jahre her, inzwischen hat er ´nen eigenen Salon, und noch immer bin ich Kunde.

Er ist sehr angenehm in seiner Art, man wird nicht von Reizen überflutet, Musik und Einrichtung und Spiegel und Energie in dem Laden passen alles prima zusammen. 

Einziges Manko: er schnitt meine Haare jedes Mal anders. Kein Problem, es war immer super. Aber er konnte sich das nie wirklich einprägen, und jedes Mal sah ich anders aus. War irgendwie spannend. Und war mir auch ziemlich egal, Haare sind eh nur da, damit ich nicht kahl rumlaufe, von Styling hab ich sowieso keine Ahnung. 

Aber, zugegeben: manchmal war mir alles egal, und ich wollte die Zotteln einfach ab haben, Hauptsache kurz. Manchmal versuchte ich wieder weiblicher zu sein, es wachsen zu lassen, aber bitte nicht zu weiblich. Und wenn kurz, dann aber so dass ich keinen Ärger kriege weil es zu unpassend ist als Frau. Und dann wieder klarer Herrenschnitt weil mich alle mal können und ich mache, was ich will. Oder doch lieber etwas femininer?

Seit ich mich geoutet habe, hat sich das drastisch geändert. Ich selbst habe eine klare Vorstellung, was ich will. Und er hat eine klare Vorstellung davon, was er tut. Seitdem habe ich immer die gleiche Frisur, ich kann sie sogar ein wenig stylen. Beim nächsten Mal schneidet er einfach los, ohne lange zu überlegen, was wir tun. Und das Ergebnis ist dann wieder das gleiche wie beim letzten Mal, und wieder ist es klasse.

Man merkt, dass es ihm jetzt auch leichter fällt. Mal sehen, ob ich diese Frisur behalten werde, denn ich werde mich ja auch verändern. Aber das wird sich zeigen ...