Die ersten vier Wochen wurde es ab und zu mal ein bisschen warm. Manchmal ein bisschen eng unterm Binder. Aber nichts, was wirklich schlimm und erwähnenswert gewesen wäre. Wie an anderer Stelle schon gesagt: wenn man sich fragt "war das jetzt ´ne Hitzewallung oder nicht", dann war es vermutlich keine. 

Heilig Abend dann, Halleluja. Nein, ich frage nicht mehr, ob das eine Hitzewallung war. Sondern ich weiß es. Und ich bin dankbar, dass ich das nur noch kurz ertragen muss, bevor ich Testosteron nehme und sich das vermutlich bessert. Denn hätte ich das über Jahre hinweg, würde ich vermutlich höchst aggressiv werden irgendwann! 

Bin kein Panik-Mensch, der ständig mit diesem Problem kämpft. Aber ja, ich weiß, wie eine Panik-Attacke sich anfühlt, und ich hatte schon einige davon im Leben. Sehr unschön. Bei mir läuft das so ab, dass mir am Kopf heiß wird, der Oberkörper fühlt sich an wie eingepresst, das Atmen fällt schwerer, der Herzschlag steigt, Schweiß bricht aus, ich bekomme eine massive Reizüberflutung, alles fängt an sich zu drehen. 

Und eine Hitzewelle? Der Oberkörper fühlt sich an wie eingepresst, das Atmen fällt schwerer, Schweiß bricht aus, der Herzschlag steigt. 

Wenn jemand nicht weiß, was ein Panikanfall ist, für den ist eine Hitzewallung verdammt unangenehm, aber es geht vorbei. Wer allerdings gelegentlich mit Panik kämpft, der hat ein großes Problem. Denn anfangs wusste ich nicht, dass das Hitzewallungen sind. Und als plötzlich der Herzschlag stieg, die Hitze in den Kopf schoss, der Brustkorb sich verengte, da ging das Hirn sofort in Alarmbereitschaft. PANIK!!!

Da kommt die Angst vor der Angst. Obwohl nichts passiert, "weiß" das Hirn, was kommen wird, und dann kommen Symptome dazu, die mit der Hitzewallung an sich gar nichts zu tun haben. Plötzlich ist da die Reizüberflutung, alles dreht sich, der Kreislauf macht schlapp, der Körper ist in Alarmbereitschaft, es kommt die Angst hoch. Besonders fies im Alltag der Binder, denn der eng zusätzlich ein und kann nicht so schnell ausgezogen werden. 

Ich sehe es für mich als Herausforderung: wenn ich lerne, mit der Hitzewallung umzugehen, werde ich zukünftig auch mit einem Panikanfall umgehen können. Es als körperliche Reaktion begreifen, der ich nicht hilflos ausgeliefert bin und die rasch vorbeigeht.

Zum Glück hatte ich die Wallungen die letzten Wochen seit der ersten Spritze extrem selten. Aber am Heiligen Abend hat es mich volle Breitseite erwischt. Mehrfach täglich, teils in Abständen von einer halben Stunde. 

Während des etwa dreistündigen Filmes hat es mich etwa drei bis viermal erwischt. Als es das erste Mal losging und ich mich erhitzte, fühlte mein Mann mal die Haut und war baff, ich glühte wie ein Ofen, die Haut klebrig vom Schweiß. Ich bin in die Küche, holte Coolpacks aus dem Eisfach. Man hörte es fast zischen, als ich sie auflegte. Etwa drei Minuten, dann waren die Dinger lauwarm und der Körper immer noch wärmer als Normaltemperatur (nein, das ist nicht übertrieben). Immerhin konnte ich mich dann wieder ein bisschen auf den Film konzentrieren. 

Dann die nächste Hitzewelle. Die Packs waren noch nicht runtergekühlt. Also irgendeine Flasche aus dem Kühlschrank. Grenadine, egal, Hauptsache kalt. Rollte die eiskalte Flasche zwei, drei Minuten über Bauch und Oberkörper, bis die Flasche warm und der Körper zwar noch nicht kalt, immerhin aber ein wenig abgekühlt war. 

So ging es dann den ganzen Abend. Und die Nacht verlief ähnlich. Ich wurde mehrfach nachts wach, weil es viel zu heiß war. Wenn ich mich auszog, war mir einige Zeit später zu kalt, und ich erwachte vor Kälte, zog mich an, wurde eine halbe Stunde später wach und musste mich wieder ausziehen. 

Wenn es draußen Minusgrade hat, und Du liegst bei weit aufgerissenem Fenster nackt im Bett und Du hoffst nur, dass diese verdammte Hitze endlich verschwindet - dann weißt Du, dass die Hormone gerade mit Dir Schlitten fahren ;-)

Es war so schräg! So heftig in diesem Ausmaß habe ich das nur an diesem einen Abend erlebt. Ich hoffe, dass das auch die Ausnahme bleiben wird! Immerhin war ich an diesem Tag zu Hause. Sollte mir das in dieser Intensität in der Öffentlichkeit passieren, dann ... hm, keine Ahnung, sehr unangenehm, in der U-Bahn kann ich nicht einfach das Shirt in weitem Bogen von mir werfen und den Binder runterzüppeln, da muss ich bekleidet bleiben. 

Aber jetzt geht es ja los mit Testo, und dann mal sehen ...

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