two hearted man
Interne Seiten
RSS 2.0 RDF 1.0 Atom 0.3
2024
<<< April >>>
Mo Di Mi Do Fr Sa So
01020304050607
08091011121314
15161718192021
22232425262728
2930     
Statistik
Einträge ges.: 1238
ø pro Tag: 0,4
Kommentare: 263
ø pro Eintrag: 0,2
Online seit dem: 05.12.2014
in Tagen: 3424

Ausgewählter Beitrag

Dokumentationen

Ein Beitrag, der mir sehr gefallen hat. Es geht um die Frage, ob und inwieweit die aktuellen Dokumentationen rund um Transthemen aufklären. Ein sehr reflektierter Beitrag, der auf jeden Fall gelesen werden sollte! Der Autor hat mir die Veröffentlichung erlaubt, ich soll es anonym posten.




Für mich gibt es zwei Probleme, die aus diesen Dokus für uns und auch vielleicht ein mögliches Outing-Verhalten entstehen:

Einmal sind diese Dokus eigentlich nie Dokus über Trans-Menschen, sondern über die Transition, d.h. es wird genau dieser (medizinisch unterstützte) Moment dargestellt, an dem eben die Zuschreibung von außen kippt - oder woran sie zumindest offiziell für die meisten Menschen festgemacht wird. So entsteht das verzerrte Bild von Trans-Mensch = jemand in der OP-Transitionsphase. Das allzu offene Reden über diese medizinische Seite führt dann dazu, dass wir damit konfrontiert werden, sobald man sich outet. Ich finde das sehr grenzüberschreitend und unangenehm. Den Leuten, die diese Dokus gesehen haben, fällt aber nicht auf, dass das nicht ein angemessenes Gespräch über das Thema sein kann, da sie keine anderen Beispiele kennen.

Ich sage dann schon mal, man stelle sich vor, alle Sendungen über Mütter wären über den Geburtsvorgang, über Zangengeburt, Blutung, Dammschnitt, Wochenbettdepression und Vaginalnaht. Wenn man dann eine Mutter trifft, mit Kindern im Kleinkind- Jugend- oder Erwachsenenalter, würde man sich trauen, zu fragen: Und hattest Du einen Dammschnitt? Hat es stark geblutet? Oder war es ein Kaiserschnitt? Und hast Du stark zugenommen in der Schwangerschaft? Alle sagten dann bisher, sie würden das nie machen, denn eine Mutter ist jemand mit einem Kind, das ist doch was ganz anderes als diese paar Stunden, das Kind zur Welt zu bringen. Ich sage dann, eben, und eine Transperson ist nicht jemand, der auf die paar Stunden im OP reduziert werden kann, denn darum geht es gar nicht. 

Das zweite Problem ist, dass diejenigen, die in diesen Dokus während dieser sensiblen Phase gezeigt werden, i.d.R. noch wenig Erfahrungen haben damit, wie sie rüberkommen und manchmal klischeehafte Bilder konstruieren, damit sie sich an etwas festhalten können. Denn man ist ja in dieser Phase auch oft verunsichert und hat eine harte Zeit. Das kommt dann manchmal so rüber, als seien sie nicht zur Reflexion in der Lage, dabei meine ich, man kann nur reflektieren, wenn man sich diesen Luxus leisten kann. Also so weit gefestigt ist, dass man weiss, wo man steht und sich um Gesundheit und Sicherheit keine Sorgen machen muss. 

Das heißt für mich, jemand, der gerade einen belastenden OP-Marathon vor sich hat, ist nicht der richtige Ansprechpartner für gendertheoretische Reflexionen über die Heteronormativität der Gesellschaft. Derjenige hat diese Dinge zu überstehen und fragt sich vielleicht eher, ob er seinen Job verlieren wird oder ob er nach der OP pinkeln kann, also Themen down to earth, die mit gesellschaftlichen Fragen gar nichts zu tun haben. Da habe ich auch schon häufiger den Vergleich mit Müttern gezogen: Würde man eine Frau, die weiss, dass sie am Tag noch einen Kaiserschnitt hat, fragen, ob sie die Entscheidung zum Abitur nach Klasse 12 gut findet? Würde man sie fragen, ob sie es gesellschaftspolitisch richtig findet, dass Kindergeld nach Anzahl der Kinder gestaffelt ist?

(hier endet  dieser Part, und es geht um das eigentliche Ursprungsthema des Beitrages, nämlich ein ungewolltes Outing. Ein Transmann klärt sein Umfeld über sich auf auf, dadurch erfahren die informierten Personen Details und können bei anderen Transmännern nun auch auf den entsprechenden Hintergrund schließen. Aufklärung und Outing vs Intimsphäre und Zwangsouting, ein sehr spannendes Thema, bei dem zwei berechtigte Interessen aufeinanderprallen!)

2heartedman 28.02.2015, 09.42

Kommentare hinzufügen

Die Kommentare werden redaktionell verwaltet und erscheinen erst nach Freischalten durch den Bloginhaber.



Kein Kommentar zu diesem Beitrag vorhanden