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Ausgewählter Beitrag

Diskriminierung to go

Diskriminierung to go, ganz einfach für zwischendurch. 
Ein Hörspiel. Und dann folgende Szene:

Der Protagonist und sein Mitarbeiter suchen eine neue Sekretärin. Es folgen die Bewerbungsgespräche. Die erste zu zickig. Die zweite zu scheu und kriegt keinen Ton raus und heult. Die nächste hat keinen Plan. Die nächste ist ein Besen und man wagt es nicht einmal sie in ihrem Redeschwall zu unterbrechen. Dann, tadaaah, oh Wunder, DIE perfekte Bewerbungsmappe: hervorragende Erfahrungen, überschwängliche Referenzen, exakt passend. Man lädt Elisabeth ein, und - sie spricht tiefsten brummigsten Bass. 

Jaaaa, ich weiß, das sollte lustig sein. A la "so perfekt, da kann was nicht stimmen". Und dieser Überraschungseffekt. Elisabeth ist ein Mann. Ha-Ha.

Ich bin den Machern nicht böse, es war ja nicht abwertend oder bösartig gemeint. 

ABER: "nicht gemeint" und "trotzdem gefühlt" sind zwei paar Stiefel. Denn, mal ehrlich - warum soll Elisabeth nicht die perfekte Besetzung sein? Zwei Männer als Chef, klar wollen die eine weibliche Tippse, da passt keine Transfrau rein, Klischee rulez, Frauen haben sexy zu sein. Das IST diskriminierend, sowohl gegenüber den auf ihre Attraktivität reduzierten Frauen wie auch die aufgrund ihrer Erscheinung abgewertete Transfrau. 

Es könnte übrigens auch ein Transmann sein, der wie ich noch keine männliche Namensänderung hat. Aber das schließe ich aus, denn in den Medien sind es die Transfrauen, die durch den Kakao gezogen werden. Ich bin mir ziemlich sicher, welches Bild die Macher vor Augen hatte, einfach weil es ein uraltes billiges plattes dummes Klischee ist.

Für mich ist diese Situation leider aktuell mehr als real. Wollte ja sowieso demnächst zu diesem Thema "Bewerbungssituation" bloggen, werde ich vielleicht heute tun, mal sehen. Aber es ist für mich einfach blöd, denn solange ich weibliche Zeugnisse habe, muss ich mich in jeder Bewerbung entweder outen (wer weiß, wer die Bewerbung in die Finger kriegt) oder mich als weiblich bewerben. Und dann erwarten die ´ne Frau, und herein komme ich. Stelle mich als Mann vor, sehe aber noch nicht ganz danach aus und klinge noch nicht danach. 

Ich kann mit sowas umgehen. Trotzdem nicht schön. Außerdem sind solche Szenen in den Medien es immer wieder gewesen in meiner Kindheit und Jugend, die dazu führten, dass ich nicht wirklich etwas wusste über Trans*Identität, außer dass es lächerlich und unpassend ist, etwas sein zu wollen, das man in Augen der anderen nicht ist. Dass man zur Witzfigur degradiert wird. Dass ich mich selbst für mein Mannsein schämte und mich so lange unterdrücken ließ.

Wie gesagt: die Macher haben sich nichts Böses dabei gedacht. Dieser "Gag" zeigt lediglich, dass sie sich noch nie mit dem Thema befasst haben und keine Ahnung haben, was das für diese Leute bedeutet. Und die Frage ist auch, wo political correctness anfängt und aufhört. Wenn man keinerlei Witze mehr machen darf, nur weil jemand sich diskriminiert fühlen könnte, dann darf man bald gar nichts mehr sagen. Aber Menschen lächerlich zu machen für etwas, worunter sie selbst sehr leiden, das tut dem Betroffenen schon ziemlich weh, doch. Kann ich nicht leugnen. 

Ich gebe zu, dass ich vermutlich selbst schon viele Witze dieser Art gemacht habe, zB über Minderheiten, die ich nicht als solche wahrgenommen habe, oder einfach aus Unwissenheit. Deswegen ist es immer wieder wichtig, für solche Dinge zu sensibilisieren. Das hat nichts zu tun mit "wir schwingen die fiese Moralkeule" sondern mit "wir bitten um einen achtsamen Umgang im Miteinander" :-)

2heartedman 05.05.2016, 08.43

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Tinka

Ich finde dieses Hörspiel ziemlich sexistisch. Es macht sich nicht nur über Transfrauen lustig, sondern gleich über alle Frauen. "Frauen sind zickig, scheu und planlos." - Das ist so ein abgedroschenes Klischee. Und wenn sie dann mal keine dieser drei Eigenschaften haben, dann sind sie gleich "ein Besen". Ich kann diese Klischees nicht mehr hören, es hängt mir wirklich zum Hals raus.

vom 07.05.2016, 10.05
Antwort von 2heartedman:

Nicht das Hörspiel ist sexistisch, sondern die geschilderte Szene ;)

Es gibt außerdem auch ein sehr positives Beispiel in diesem Hörspiel. Tough, sympathisch, emanzipiert und kein 0815 Püppchen. 

Das Problem ist halt, dass dies eine Art von Alltagsdiskriminierung ist, die den meisten Leuten nicht einmal auffällt. Außerdem fällt das in die Kategorie "worüber darf man dann überhaupt noch Witze machen, wenn alles sofort sexistisch ist" ... ich bin da etwas zwiegespalten, und ich nehme das auch nicht persönlich. Dem Hörer wird in der Folge klar, dass hier in dieser Folge am Ende die Frau das Sagen hat, und die Jungs werden in ihren Vorurteilen ganz schön aufgerüttelt ;-)

Außerdem könnte man auch sagen, dass das Hörspiel insofern sexistisch ist, dass die beiden Männer nur an sexy Frauen denken. Man unterstellt automatisch "Mann = schwanzgesteuert". Auch ein Klischee und ebenfalls sexistisch ... hat eben alles zwei Seiten ;-)