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Die erste Rasur

Die erste Rasur ist schon etwas Besonderes. Auch für Bio-Jungs in der Pubertät. Ich denke, daran kann sich vermutlich fast jeder erinnern. Sei es mit dem Vater oder einem väterlichen Freund, einem Kumpel oder alleine. Sei es blutig oder unblutig. Notwendig oder einfach nur pro forma. Aber immer mit sehr viel Emotion und vielen unausgesprochenen Ängsten, Hoffnungen, Wünschen. Dem Gefühl endlich zur Männerwelt dazuzugehören.


Meine erste Rasur fand zum Testostart am ersten Januar statt. Natürlich ohne meinen Vater. Und ganz alleine im Bad. Aber mit jeder Menge hilfreicher Tips von meinem Mann. Und mit einer gewissen Vorerfahrung zwar nicht im Gesicht aber am restlichen Körper. Klingenführung, Schaum, eine gewisse Vorsicht, das war mir also alles nicht neu. Trotzdem, es war komplett anders, denn bisher war es ein lästiges "ich muss das tun, wenn ich als Frau durchgehen will", und jetzt ein "ich will das tun, um endlich ein Mann zu sein". 

Ob es notwendig ist momentan, sei mal dahingestellt. Ich habe seit meiner Jugend einen sehr dichten Flaum an den Wangen und über den Lippen. Aus Angst, dass das stopplig werden könnte, habe ich es nie rasiert. Und irgendwie mochte ich das auch, war schön fluffig und auch so hell, dass man es nur im richtigen Winkel bei passendem Licht sah. 

Über den Lippen weniger schön. Da hatte ich schon immer dunklere Härchen, seit Absetzen der Pille vor etwa zwei Jahren wurde es dann noch deutlicher, und seit den Blockern im November wuchsen sie noch markanter. Nicht so schlimm wie ich es von manch anderen Frauen meines Alters kenne, aber genug um für eine Bio-Frau eine Belastung zu sein. 

Also, weg mit dem belastenden Frauenkram! Her mit dem Gefühl der ultimativen Männlichkeit! 

Hatte erwartet, dass es sich seltsam anfühlt, ungewohnt. Im Gegegenteil war es, als hätte ich das schon immer getan. Gut, die Bewegungen und die schwer erreichbaren Stellen, das muss ich noch lernen. Aber das Gefühl vor dem Spiegel zu stehen, die Klinge zu führen, das Gesicht entsprechend zu drehen, den Schaum auf dem Gesicht, das war alles so vertraut, als hätte es schon immer zu mir gehört. Wie erstmals mit dem Binder, als ich meinen Körper so sah, wie ich ihn immer im Kopf hatte. Statt eines "aha, muss ich mich dran gewöhnen" nur ein "na endlich passen Realität und Empfinden auch zusammen". 

Naja, so gut es sich anfühlt - ein paar Dinge muss ich schon noch lernen. Dieser Übergang von "unterm Kinn" über die Wangenknochen rein ins Gesicht. Muss noch herausfinden, ob ich die Klinge lieber so herum oder anders führe. Wie ich den Kopf im Winkel zum Spiegel halten muss, damit ich an dieser normalerweise verdeckten Stelle etwas sehe. 

Und ich werde beobachten müssen, wie meine Haut mit / gegen den Strich reagiert. Was ich festgestellt habe: extrem trocken danach. Wahnsinn, noch nie im Leben hatte ich SO trockene Haut, nicht mal im Winter tagelang ohne Creme! Ich habe einen Balsam, der danach recht angenehm pflegt, trotzdem werde ich zukünftig wohl andere Pflegemittel brauchen als bisher. 

Bisher habe ich drei Mal rasiert, also etwa alle sechs Tage. Mag es nicht, wenn die Härchen nachwachsen. Fühlen sich zwar nicht stopplig an, sieht aber doof aus (guckt keiner, wäre egal. Aber ICH sehe es). Manche Teens oder Transmänner lassen ja gerne stehen, stolz auf die ersten Haare. Wäre nicht mein Ding, ich will entweder Bart oder glatt, Bubiflaum mit 2 mm passt nicht zu mir. Also werde ich wohl noch ser lange so vorgehen: einmal die Woche rasieren. Und dann, wenn es irgendwann so weit ist, dass die Abstände kürzer werden, DANN werde ich es auch  mal ein paar Wochen stehenlassen. Hab noch keinen Plan, was ich bevorzuge. Goatee, Dreitage, Koteletten, teilrasiert, Vollbart. Wird sich zeigen, wenn ich weiß, wie mein Gesicht aussieht und wie ich mich fühle, das wird sich schon irgendwie ergeben.

Aber bis dahin wird noch vieeeeel Wasser den Fluss hinabfließen! Bei einigen wenigen sind es ein paar Wochen, doch bei den meisten sind es mehrere Monate, bei ein paar Unglücklichen sogar Jahre. Abwarten. Bis dahin: Flaum ist nur was für Frauen und Jungs. Und ich bin ein Mann! ;-)

2heartedman 17.01.2016, 13.34

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