two hearted man
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Ausgewählter Beitrag

Demütigend

Brief bekommen von der Endokrinologie. Weil ich eine Bescheinigung für die Kasse benötige, dass ich in Behandlung bin (war zwar nicht explizit erwähnt, aber am Ende wird wieder gejammert, wenn es fehlt).


Ich hatte damit gerechnet, dass ich einen Brief bekomme mit üblichem Briefkopf und einem Satz "Patient Sascha Felix ist bei uns in Behandlung seit dannunddann. Wir halten eine weitere Behandlung durch geschlechtsangleichende Operationen für indiziert". Nada Kurzfassung. Drei Seiten! 

Alle möglichen Vorerkrankungen (die ich angeben musste, weil die ja wissen wollten, ob es Contraindikationen bzgl Testo gab) genannt. Und dann ein ellenlanger Text, dass ich am (Datum) erstmals vorstellig wurde, dass ich in einer festen Beziehung lebe und bei wem ich in Behandlung bin und in welchen Abständen ich meinen Zyklus hatte und wie häufig und wann meine chronische Vorerkrankung bisher auftrat. Auch Infos bzgl Nikotin, Allergien, Medikamente, Größe und Gewicht samt BMI, sogar Details über meine bisherige Verhütungsmethode!!! Auch eine Beschreibung über vorhandene / nichtvorhandene Auffälligkeiten meiner äußeren und inneren Geschlechtsorgane!!!!!

Dann Infos bezüglich meiner Sonografie, Mammografie, genauer Beschreibung meiner inneren weiblichen Geschlechtsorgane. Exakte Werte meiner Schilddrüse, Hormone und das Blutbild. 

Abschluss dann die entsprechende Diagnose, dass ich tatsächlich Frau-zu-Mann transsexuell sei und man mich nach entsprechender o.g. Anamnese behandelt hätte seit dannunddann. Dann die Beschreibung, welche Beschwerden ich seit der Hormoneinnahme hatte und mit welchen Dosen es mir besser / schlechter ging und wie sich das äußerte. Inklusive der Erwähnung, dass ich jetzt die OPs plane und die Namensänderung bald durch sein müsste. 

Ich fühle mich gerade, als hätte man mir inmitten auf dem überfüllten Hauptmarkt die Hosen runtergezogen und gebrüllt "hier guckt mal" ... ehrlich, das ist demütigend hoch zehn! 

Ich bin kein Objekt, ich bin eine Person! Und ich finde, dass ich einen gewissen Respekt verdiene und auch eine gewisse Privatsphäre. Falls das wirklich alles erforderlich sein sollte, damit die Kasse mir das zahlt, finde ich das absolut entwürdigend! 

Mir ist gerade zum Heulen zumute :(

2heartedman 29.06.2016, 14.49

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Dominik

Ja, manchmal ist der medizinische Aspekt sowas von unsensibel, und mit einem riesen Spotlight auf den Patienten versehen.
In anderer Sache habe ich sowas auch schon hinter mir, und es hatte beinahe dazu gefuehrt, dass ich diesem Arzt nicht mehr vertrauen wollte. Ein Gespraech mit ihm darueber hat mir dann aber gezeigt, dass es wohl wirklich in dieser fast schamlosen Offenheit behandelt werden musste, und dass er sich so bedeckt gehalten hat, wie es eben ging.
Wir schaffen das, und jede solche Sache bringt uns dem Ziel naeher.
Fuehl Dich getroestet, und gedrueckt, falls das fuer Dich o.K. ist.

vom 07.07.2016, 18.16
Antwort von 2heartedman:

Danke für Deine aufmunternden Worte! :-)

*seufz* frage mich wirklich, wofür die das alles so extrem brauchen ... aber ich habe inzwischen andere Jungs gefragt, die meinten, dass es bei ihnen teils ähnlich offen und grenzverletzend war, ... man muss sich echt immer wieder klarmachen, dass das ein Gutachter liest, der uns nicht persönlich kennt, und wenn der uns persönlich über den Weg liefe, würde er nicht mal wissen, wer wir sind ... (macht es nicht besser, aber leichter) ...