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Ausgewählter Beitrag
Community
Seit etwa 13 Jahren bin ich Blogger mit Leib und Seele. Hatte schon so viele Tagebuch- und Themenblogs, dass ich es kaum zählen kann. Größtenteils hier bei BlueLion, teilweise auch bei anderen Anbietern. Aber das Leben ändert sich, die Themen kommen und gehen.
Jedenfalls verfolge ich seit Jahren natürlich auch die Blog-Community. Wobei, DIE Community gibt es nicht. Je nach Thema wechseln die Akteure. Und es gibt Blogs zu wortwörtlich allen Themen. Manche Blogs sprießen wie Pilze aus dem Boden und verschwinden genauso schnell wieder. Bloganbieter kommen und gehen. Großes Tamtam, laut und bunt.
Ich habe mich weitgehend aus der Community zurückgezogen und mache mein eigenes Ding. Hat den Nachteil, dass ich weniger Leser habe. Und den Vorteil, dass ich mich freier fühle. Früher Stöckchen, heute Awards, linkst Du mich, link ich Dich. Natürlich haben auch Firmen die Blogs als Werbefläche entdeckt. Ach, bleibt mir alle vom Leib! Ich habe meinen eigenen Blog, und ich lese gerne bei anderen. Freue mich, falls mal jemand zu mir verlinkt. Und was mir es wert ist, wird hier bei mir verlinkt. Aber ohne das ständige Heititei, wie viele es untereinander praktizieren.
Trotzdem finde ich es gerade beim Themenbereich Trans* sehr schade, dass es so wenig Netzwerk gibt. Es gibt einige Transfrauen die bloggen, aber trotzdem scheint mir das sehr wenig. Und Transmänner sind dann gleich noch weniger. Zumindest im deutschsprachigen Raum.
Die wenigen Blogs, die ich gefunden habe, sind größtenteils schon seit Jahren inaktiv. Ein paar wenige, die aktiv tippen. Und diese wenigen dann schwer zu finden. Vielleicht mal über das Forum entdeckt. Oder zufällig via Google darauf gestoßen. Selten durch einen Link im anderen Blog gefunden.
Aber ich kann verstehen, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht. Denn gerade in der Trans*-Community kommen schnell Leute, die einem sagen, was man zu tun und lassen habe. Die es besser wissen. Die einem reinreden wollen. Dann ist da noch die Angst vor transphoben Kommentaren. Außerdem ist es doch ein sehr privates Thema. Einerseits möchte man offen bloggen, andere informieren. Andererseits sind es sehr intime Themen, und die Links müssen nicht unbedingt wie Flyer an jedem Kiosk bereitliegen.
Für mich waren es aber Blogs und Foren, die den allerletzten Ausschlag gegeben haben. Und deswegen liegt mir sehr viel daran, meinen Weg mit anderen Trans* zu teilen.
In meiner LinkListe findet Ihr ein paar Homepages und Blogs. Lest sie Euch durch, wühlt Euch auch durch deren Beiträge! Ich bin kein mustergültiger Transmann, habe die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen und bin nur ein Beispiel von vielen. Vielleicht findet Ihr Euch bei mir nicht wieder, aber dafür bei Valo, Tabakbart, Marc, Hotte oder im Bärenhain?
Heute habe ich nicht den Nerv und die Zeit. Aber demnächst möchte ich mal ein paar Blogs und die Person dahinter vorstellen. Wir gehen unseren Weg alleine, niemand kann ihn für uns gehen. Aber das heißt ja nicht, dass wir nicht auch andere auf unserem Weg treffen und ein Stück mit ihnen zusammen laufen können ;-)
2heartedman 21.06.2015, 12.38
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Kommentare zu diesem Beitrag
1.
von Labyrinthus
Diese Community-Analyse ist gut getroffen.Gerade, weil bei dem großen Trans* fundamentale Lebensentscheidungen und Verletzlichkeiten zutage liegen, oft auch eine akute Umbruch- und Neuorientierungs-Phase ansteht, ist es nachvollziehbar, dass andere Entwürfe von Identität und Transition als bedrohlich wahrgenommen werden.
Ich frage mich jedoch, warum Trans-Weiblichkeiten immer noch anzahl-mäßig überwiegen, und ihre Blogs auch viel länger "bespielen" als Transmännlichkeiten (von denen hören die meisten dann auf zu bloggen, sobald sie durchgehend "passen", spätestens, wenn die relevanten OPs durch sind) Auch non-binaries bloggen oft ausdauernder und vielfältiger als binary-trans*.
Ich freue mich, in der Blogosphäre einmal mehr von jemandem zu lesen, dem die Vielfalt und Vielgestaltigkeit der Perspektiven auf Transition wichtig sind :)
vom 28.06.2015, 00.11
Antwort von 2heartedman:
Ich frage mich auch, woran das liegt, dass Transfrauen häufig länger und ausdauernder bloggen. Eine traurige Vermutung ist, dass bei Transmännern das Thema einfach irgendwann erledigt ist. Man hat sein Passing, will einfach das alte Leben hinter sich lassen und danach nicht mehr ständig "der Transmann" sein, sondern einfach nur noch "der Mann". Und ich glaube, dass es bei TM einfach etwas leichter ist, sie werden idR als Bio-Mann anerkannt, Testo samt Bart und Stimme und Mastek sei Dank. Bei TF dagegen lassen Stimme und Körperbau sich nicht so leicht ändern, und in einigen Fällen wird wohl immer etwas "Mann" zurückbleiben, der sie als T* identifiziert. Das mag nicht auf alle zutreffen, aber ich denke, das ist leider auch der Grund, warum sie in den Medien präsenter sind, während TM total untergehen.
Diese Community-Analyse ist gut getroffen.Gerade, weil bei dem großen Trans* fundamentale Lebensentscheidungen und Verletzlichkeiten zutage liegen, oft auch eine akute Umbruch- und Neuorientierungs-Phase ansteht, ist es nachvollziehbar, dass andere Entwürfe von Identität und Transition als bedrohlich wahrgenommen werden.
Ich frage mich jedoch, warum Trans-Weiblichkeiten immer noch anzahl-mäßig überwiegen, und ihre Blogs auch viel länger "bespielen" als Transmännlichkeiten (von denen hören die meisten dann auf zu bloggen, sobald sie durchgehend "passen", spätestens, wenn die relevanten OPs durch sind) Auch non-binaries bloggen oft ausdauernder und vielfältiger als binary-trans*.
Ich freue mich, in der Blogosphäre einmal mehr von jemandem zu lesen, dem die Vielfalt und Vielgestaltigkeit der Perspektiven auf Transition wichtig sind :)
vom 28.06.2015, 00.11
Ich frage mich auch, woran das liegt, dass Transfrauen häufig länger und ausdauernder bloggen. Eine traurige Vermutung ist, dass bei Transmännern das Thema einfach irgendwann erledigt ist. Man hat sein Passing, will einfach das alte Leben hinter sich lassen und danach nicht mehr ständig "der Transmann" sein, sondern einfach nur noch "der Mann". Und ich glaube, dass es bei TM einfach etwas leichter ist, sie werden idR als Bio-Mann anerkannt, Testo samt Bart und Stimme und Mastek sei Dank. Bei TF dagegen lassen Stimme und Körperbau sich nicht so leicht ändern, und in einigen Fällen wird wohl immer etwas "Mann" zurückbleiben, der sie als T* identifiziert. Das mag nicht auf alle zutreffen, aber ich denke, das ist leider auch der Grund, warum sie in den Medien präsenter sind, während TM total untergehen.
Auch Non-Binaries werden im Alltag dauerhaft mit ihrem "Anderssein" (ach, das klingt so schrecklich! Sie sind nicht anders! Sie passen nur einfach nicht in das binäre, überholte Konzept der Gesellschaft) konfrontiert, sodass sie quasi nie mit dem Thema abschließen können.
TM werden wohl auch gelegentlich damit konfrontiert, aber so private Sachen wie die neue Beziehung und die Angst vor dem Outing beim Sex wg fehlendem Bio-Penis wird man eher nicht bloggen.
Ich freue mich natürlich, wenn TM so "verschwinden" und ich irgendwann einfach als Mann lebe, ohne mich ständig hinterfragen lassen zu müssen. Aber das führt natürlich dazu, dass es Transmännern an Vorbildern, Identifikationsfiguren und Co fehlt. Einer der Gründe, warum ich mich selbst erst so spät als TM erkannt habe lag einfach daran, dass es einfach nicht präsent war und das einzige "Vorbild" Balian so überhaupt nicht meiner Gefühlswelt, meinem Denken, meiner Vorgeschichte entsprach und ich einfach einsam irgendwo auf meiner Insel vor mich hindümpelte ...
Da ich eh eine Bloggerseele bin, werde ich also weiterbloggen, selbst wenn ich mit dem Thema durch bin. Werde mich auch nicht verstecken sondern versuchen weiterhin präsent zu bleiben für junge TM auf ihrem Weg der Selbstfindung *hoff*.
Dein Kommentar liest sich sympathisch, und der Beitrag auf Deinem Blog auch. Finde ich die alten Beiträge nur nicht, oder hast Du erst neu angefangen im Blog (falls ja, suche ich sowas wie eine Art "Einleitung". Geht auch ohne, aber vielleicht habe ich das übersehen?). Falls da noch mehr kommt, nehme ich Dich sehr gerne in die Linkliste auf und freue mich auf weitere Beiträge :-)
Ja, dass die TMs irgendwann unauffällig verschwinden können und auch verschwinden wollen, ist die übliche Begründung. Und gewiss ist Transition nicht immer so aufregend und alltagsbestimmend wie zu Anfang, für manche ist es sicherlich nie ein Haupt- sondern allenfalls ein aufgezwungenes Nebenthema gewesen.
Doch was ist mit den anderen? Ist es, sobald ein Leben als stealth möglich ist, so uninteressant und unangenehm, über Geschlecht(sdifferenzen) nachzudenken und zu schreiben, das eigene Nochnichtfertigsein, die kleinen Details einer Transition, die sich erst nach und nach in ihrer Tragweite ausdeuten? Beschäftigen wir uns nur deshalb mit Trans*, weil wir von der Außenwelt damit konfrontiert werden?
Ich glaube nicht, dass es per se unmöglich ist, über private Dinge wie Angst vor dem Outing beim Sex, fehlender Penis, Ängste, Neid, Eifersucht überhaupt zu schreiben. (diesbezüglich habe ich wiederum bei Micahs Blog neutrois.me viel gelernt). Die Frage ist eher: Wie kann man respektvoll (sich selbst und Partner*innen gegenüber) über sehr private Themen schreiben?
Es gibt nur so wenige Texte, die das überhaupt versuchen, deswegen fehlt es allenthalben an Vorbildern, Übung und dem Bewusstsein der Möglichkeit dieser Texte ;-)
Dass Abschließen-können, Ruhe, Anerkennung und dauerhafte Entspannung im Alltag als Non-Binary in dieser Gesellschaft eher utopisch bleiben muss, fürchte ich auch. Habe letztens jedoch diesen sehr spannenden Artikel von Micah (genderqueer, Neutrois) gelesen, der über Stealth-Leben als Nonbinary schreibt: Hier klicken
vom 14.07.2015, 10.52