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Ausgewählter Beitrag

Bouldern

Jetzt zum sportlichen / körperlichen Teil des Boulderns. Kurzfassung. WOOOOOOOW! Langfassung: weiterlesen ;-)


Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich schreibe mal wild durcheinander.

Mein Problem ist ja, dass ich wahnsinnig gerne Sport machen möchte aber nicht weiß welche Sportart. Radfahren ist für mich eher etwas Praktisches zur Beförderung. Schwimmen liebe ich sehr und werde es nach der Mastek wieder in Angriff nehmen, aber ich liebe die Abwechslung, und Schwimmen ist auf Dauer ein bisschen eintönig als einziger Sport (immer nur Bahnen ziehen. Herrlich meditativ, aber wenig herausfordernd, und Wettkampf bzw auf Zeit möchte ich nicht). Joggen mag ich absolut nicht, hab schon viermal angefangen und abgebrochen. Und so könnte ich jetzt fortfahren. 

Und Bouldern - wow! War jetzt echt begeistert. Hatte Erfolgserlebnisse, das war toll, aber auch Misserfolge, die mich aber auch angespornt haben und die ich für zu bewältigend halte Und mit Planen, Grübeln, Beobachten konnte ich solche Puzzle lösen und habe es dann doch geschafft. Und da ich quasi ab-so-lut am Anfang stehe, wird es noch sehr viele Puzzle geben (und es wird ja auch ständig umgeschraubt dort). Da wird der Geist genauso gefordert wie der Körper. 

Ich las und hörte, dass es nicht wirklich auf Kraft ankommt. Konnte ich mir nicht vorstellen, weil man ja teilweise an einer Hand da dranhängt und sich hochziehen muss usw. Aber ich verstehe jetzt, was gemeint ist. Es ist viel Technik. Mein Mitstreiter hat mir viel erklärt und gezeigt, und manchmal ist es einfach eine besondere Bewegung, ein gewisser Schwung, ein richtiger Griff. Ob ich nun die Hand nehme oder zwei Finger. Ob ich den Fuß gegen die Wand stütze oder auf diesem Böppel dort absetze. Ob ich diesen oder jenen Weg wähle. 

Angst hatte ich nicht, ich habe nur das gemacht, was ich mir zutraue. Manchmal war es eine gewisse Überwindung. Das erste Mal über die Kante oben zu klettern und hinten runterzusteigen, das war ein komisches Gefühl, phew! Aber toll, als ich es geschafft hatte. Ich weiß, albern, das war gelb, erste Stufe, da waren teilweise Kiddies von sechs Jahren. Trotzdem, als Kind ging ich auch leichter an so etwas heran, und als Kind habe ich mich auch am Gerüst auf dem Spielplatz von Stange zu Stange gehangelt, was ich heute nicht mehr kann. Ich messe mich nicht mit den Profis oder den gelenkigen Kids. Sondern ich habe versucht, ganz bei mir selbst zu bleiben, und das hat erstaunlich gut geklappt *freu*. 

Oder diese Angst, wenn man dann in drei Metern Höhe hängt und die Hand loslässt, um den nächsten Griff zu fassen. Der Kopft sagt "wie soll ich das nur halten", aber dann klappt es doch, weil der Körper erstaunlich stabil an der Wand pappt (weiß nicht, wie ich das beschreiben soll). Mein Begleiter meinte bei einer lila (zweite Stufe) Strecke, die ich nicht schaffte, dass ich einfach nur kurz loslassen und etwas Schwung holen müsse, dann könne ich es nach dort oben schaffen. Leicht gesagt! Aber: bei dem ersten weit entfernten Griff habe ich gar nicht nachgedacht, weil ich nur den weiter oben sah, und ohne Nachzudenken war ich schwups ein Stück höher, hatte instinktiv Schwung genommen und hing oben, war total überrascht von mir selbst, wie war ich da raufgekommen? Aber dann schaltet sich wieder der Kopf ein, ich sah die Entfernung, den Boden unter mir, und dann ließ ich los und sprang wieder runter. 

Ich denke, dieses Bouldern ist ein guter Weg zu lernen, einerseits Ängste zu überwinden, andererseits aber auch nicht zu weit zu gehen und Grenzen zu erkennen. Ein paar kleinere Ängste habe ich überwunden, und manchmal habe ich Stop gesagt.Wenn ich das öfter mache, werde ich mit der Zeit wohl immer besser. Ich kann mir vorstellen, dass das ein Sport ist, der auch viele Erfolgserlebnisse mit sich bringt. 

Als ich das im Web sah, konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie eine Höhe von drei bis vier Metern "Klettern" sein soll. Und Gelb, die erste Stufe war auch recht simpel. Trotzdem, manches Gelb ging dann auch mal um die Ecke oder über eine Kante oder etwas schräg hängend, das war dann schon etwas spannender. Ich hatte immer eine normale Wand vor Augen, gerade, wie ein Mauer. Wenn man aber dreidimensional denkt, dann können vier Meter Höhe erstaunlich viel Fläche sein, die kaum zu bewältigen ist. Respekt! 

Gelb war wie gesagt sehr einfach, ich habe alle bewältigt. Nach ein zwei Partien hatte ich das Bedürfnis, sofort auf die nächste Stufe zu wechseln, aber ich wollte mal besser nicht übertreiben. War auch gut, denn die ersten ein zwei Stück waren senkrecht und geradlinig. Die anderen wurden dann wie gesagt schräg, mit Kante, auch mal seitlich. Vor allem seitlich zu klettern fiel mir nicht leicht. Aaaaber ich habe alles geschafft. Keine Ahnung, ob das ein Grund ist, stolz aus der Wäsche zu gucken, oder ob das viel zu leicht ist, aber ich freute mich darüber. 

Vor allem das Abwärtsklettern war nicht einfach. Ich weiß nicht, ob es üblich ist, rückwärts zu klettern, oder ob man dann einfach springt (es sind sehr dicke Matten, da passiert nichts). Aber da ich abwärts immer Problem habe, habe ich das geübt (da bin ich wie ´ne Katze: rauf komme ich fast immer, aber runter nicht. Eine Leiter hinabsteigen, da bricht mir der kalte Schweiß aus. Nicht der Höhe wegen, sondern ... keine Ahnung, ich sehe schlecht, wo ich hintrete, und dann kommt Panik in mir hoch). Das war eine gewaltige Überwindung, abwärts zu steigen, den Blick nach unten, einmal auch daneben zu treten und plötzlich nur an den Armen ohne Beine zu hängen. Aber ich habe es geschafft, und ich bin immer super zurück gekommen ohne abzustürzen.

Ich hatte damit gerechnet, dass ich bei der zweiten Stufe zwar etwas mehr Anstrengung brauche, es aber mit etwas Tüfteln und Anstrengung doch schaffe. Aber der Unterschied war dann doch gravierend, alle Achtung. Ich habe bei Lila keine Strecke komplett geschafft. Einmal sind mir die Hände abgerutscht, ein andermal schien mir der nächste Griff viel zu weit entfernt, ein andermal hatte ich Bammel vor dem Schwung die Wand entlang, und gegen Ende verließ mich auch die Kraft. 

Etwa eine Stunde bin ich geklettert, mein Begleiter meinte zu Beginn auch, das sei etwa so die Zeit, die ein Anfänger gut schafft. Dann lag ich ja ordentlich im Rahmen, immerhin. Mir war danach, noch sehr viel länger und mehr zu machen. Aber ich glaube, das wäre nicht gut gewesen. Gegen Ende wurden meine Finger schwächer, und das Halten fiel schwerer, ich rutschte zwei drei Mal ab. Auch fing ich an, meine Schultern zu spüren. Ich hätte es vielleicht geschafft, aber ich muss ja auch an den nächsten Tag denken. Mein Begleiter war klasse, er hat mich motiviert, nicht gedrängt, mich nicht herausgefordert, nicht gelacht bei Fehlern (meinte aber zB erklärend "typische Situation, nennt man "Tür", wenn man da so hängt und sich dreht wie ´ne Tür in der Angel" *g*). Optimal, dass ich nicht das Gefühl hatte, ihm oder den Leuten dort etwas beweisen zu müssen, selbst aber trotzdem etwas schaffen zu wollen. 

Stellenweise kam ich mir recht albern vor, wie ich da wie ein nasser Sack hing, verkrampft und ratlos. Aber es gab ein paar Momente, wo ich mich richtig frei fühlte. Hing lässig an der Wand, fast wie drangepappt, selbst wenn ich eine Hand oder einen Fuß löste, war ich stabil und fand es bequem. Es ist erstaunlich, wie ein so schwerer Körper mit so wenig Kontakt sogar auf einer Schrägen hängen kann, aber es ist möglich. 

Was ich gesehen habe, hat mich total motiviert. Das ist ein Ziel, und das ist realistisch, denke ich. Und die Leute waren so klasse! Ich habe viel beobachtet, grade die Leute, die die höheren Stufen geklettert sind. Das sieht genial aus, das ist eine ganz eigene Ästhetik sowohl an Körper und Muskelspiel, aber auch an Bewegung und Eleganz. Nicht auf erotische Weise (ja, das auch, aber darum ging es nicht), sondern einfach der Anblick, das hatte etwas so Natürliches. Grade bei denen, die echt gut waren, sah das total easy aus, wie sie da hier ein Bein schwingen, dort mit den Fingern irgendwo hängen, dort überkopf wie Spiderman an der Decke kleben. Wunderschön, ich konnte mich kaum sattsehen an den Leuten! 

Was mir auch gefällt: gesunde Körper sehen toll aus, Muskeln sind ästhetisch. Ich trainiere, weil ich Muskeln will, aber ich will kein Bodybuilding machen. Eine tollen Form: ja; definierte Muskeln ja; übertriebene Muskeln: nein. Weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Aber was ich hier bei vielen der besseren Kletterer sah, empfand ich als sehr natürlich. Das ist das, was ich auch anstrebe und wie ich auch aussehen möchte. Kräftig, sehnig, trainiert, wenig Fett, aber natürlich und nicht so extrem. Die Leute dort möchte ich mir zum Vorbild nehmen. Denn auch, wenn es heißt "das braucht keine Kraft", es ist aber eine Art von Körperbeherrschung, die mir sehr gefällt. 

Körperbeherrschung, Geschicklichkeit, eine gewisse Kraft im Oberkörper. Das ist die Kombination, die ich erreichen möchte für mich!

Einzig was mir nicht gefällt (wäre zu schön, wenn es etwas gäbe, das perfekt ist): ich hoffe zwar auf ein paar Adern und etwas größere Patschepfötchen (ich habe winzige Kinderhände mit Stummelfingern), aber als Schreiberling und Musiker bin ich auch ein bisschen stolz auf meine samtweiche Haut. Oder, weniger positiv ausgedrückt: man sieht, dass diese Hände nicht körperlich arbeiten *hüstel*. Sollte ich mir Bouldern wirklich zum Hobby machen, wird sich das wohl ändern. Ich spüre die Stellen heute bereits, und mein Begleiter kündigte an, dass es morgen wohl recht ordentlich sein wird, da dürfte sich wohl einiges an Hornhaut / Schwielen entwicklen an den Fingerkuppen und am Übergang Finger / Handfläche *seufz*. 

Und, ach ja: bei all den Erfolgen auch ein Missgeschick: einmal bin ich mit der linken Hand blöd an einem Griff abgerutscht. Hielt mich verkrampft mit der rechten Hand fest, mein Gewicht zog nach unten, das spürte ich dann schon ordentlich in der Schulter. Mist, gerade DIE Schulter (Unfall). Aber es brannte nicht schmerzhaft, sondern zog nur mal kurz. Ich habe das Gefühl, dass das gezielte Schultertraining verdammt viel bewirkt und ich seitdem sehr viel leistungsfähiger geworden bin (merke ich häufiger im Alltag). 

Jetzt, wo ich zu Hause sitze, bin ich froh, dass ich das Üben nach einer knappen Stunde eingestellt habe. Mir tut nichts weh, aber ich spüre, dass es in Nacken, Schulter, Oberarm, Rücken gewaltig arbeitet. Bin grade dankbar für die Pferdesalbe. Gut, dass ich heute Mittag bereits trainieren war, denn morgen habe ich vermutlich einen ordentlichen Muskelkater. Bin gespannt, wie sich das entwickelt. Aber es tat gut. Und, ich glaube, manche Körperpartien habe ich tatsächlich bis an die Erschöpfung ausgereizt (merkte ja, dass es dann nicht mehr ging, weil der Körper versagte. Fühlte sich ähnlich an wie an den Geräten, wenn der Muskel erschöpft war und die Bewegung nicht mehr ausgeführt werden konnte). 

Kostet halt 9 Euro Eintritt, man darf solange klettern, wie man möchte (natürlich setzt der Körper da gewisse Grenzen, ich brauche mir also nicht einbilden, dass ich das den ganzen Tag durchziehe für das Geld). Und die Schuhe noch mal 3 Euro (eigene sind ja teuer, holllaaaaaa, hab mal im Web gesucht, alle Achtung. Vorerst werde ich wirklich nur leihen). 

Mit anderen Worten, ich würde zwar gerne mindestens ein zwei Mal die Woche gehen, solange ich die Zeit habe, aber ich werde es wohl auf ein zwei Mal im Monat beschränken. Und dann kommt auch bald schon die erste OP, die mich wieder zu ´ner Pause zwingt. Dann weitermachen, dann die nächste OP. Oh mann, frustig! 

Aaaaaber ich bin happy. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Und es ist ein Ziel. Ich habe das Ziel, das zukünftig öfter zu machen, besser auszusehen, eleganter zu klettern, länger durchzuhalten, schwierigere Routen zu schaffen, einen kräftigeren Oberkörper zu entwickeln. Dieses Ziel braucht aufgrund der Pausen und aufgrund des Geldes eine Menge Zeit, aber die gönne ich mir ... 

2heartedman 21.07.2016, 23.06

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