two hearted man
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Bedeutsame Kleinigkeiten

Momentan passiert sehr viel. Die erste Blocker-Spritze zeigt eine gewisse Wirkung. Testo liegt griffbereit auf dem Schreibtisch und wartet auf Silvester. Im Job habe ich gekündigt und bereite langsam den Abflug. Privat bin ich fast überall geoutet. Innerlich fühle ich mich auf eine Weise frei und gelöst, wie es nur schwer zu beschreiben ist. Und äußerlich sind es viele Kleinigkeiten, die mich immer wieder zum Lächeln bringen.


Letztens war ich auf der Post, zwei Pakete abholen. Eines auf die Kurzform des zweiten aktuellen Vornamens, da wurde wieder extra gefragt und ein bisschen rumgezickt. Und eines auf Sascha Felix, das bekam ich völlig problemlos ausgehändigt, obwohl auf meinem Ausweis klar ein anderer Name steht. Aber ich hatte ja >hier< bereits alles mit der Chefin dort geklärt, und es scheint zu funktionieren. 

Aus der Packstation holte ich ein Päckchen, das eine Freundin auf Sascha adressiert hatte. Obwohl die Box eigentlich noch auf den alten Namen läuft. Vielleicht hat der Postbote das einfach nicht gemerkt. Egal, aber es hat geklappt, und zusätzlich zum Paket war es eine schöne Überraschung. 

Beim Einkaufen kam ich ins Gespräch mit einer Verkäuferin, die ein von mir angeregtes Produkt auf die Liste schrieb. Sie wird mich anrufen, wenn es geliefert wurde. Auf die Frage nach meinem Namen zögerte ich erst, nannte dann Sascha. Und weil sie so sympathisch aussah und ich unsicher war, ob ich das darf, erklärte ich auch "steht nicht auf dem Ausweis, darf ich das so angeben?", das war für sie völlig okay, und als sie erfuhr warum da ein Unterschied zwischen Name und Ausweis ist, lächelte sie, und wir haben weiterhin nett geplaudert. 

Im Internet muss man manchmal beim Login oder bei Umfragen das Geschlecht ankreuzen, und bisher hatte ich bei männlich immer ein schlechtes Gewissen, weil es ja nicht offiziell war. Ist es noch immer nicht, aber inzwischen mache ich das wie selbstverständlich und freu mir ´n Loch in den Bauch, wenn ich das tue. 

Im Spiegel sehe ich noch immer das gleiche Gesicht wie bisher. Und sehe es oft noch als weiblich. Aber ich komme besser klar damit, sehe inzwischen auch deutlich bewusster die männlichen Züge. Stelle mir vor, was eines Tages sein wird. Finde mich nicht mehr ganz so schlimm. Tut gut, nicht mehr ständig verschämt um den Spiegel herumzuschleichen. 

Mit meinem Körper komme ich noch immer nicht klar. Aber ich fühle mich hier und da etwas gelöster. Manchmal, wenn ich etwas lockerer bin, tanze ich durch die Wohnung. Habe ich früher extrem selten bis gar nicht gemacht. Witzig der Blick des Katers. Als frage er sich, was da gerade in mich gefahren sei. Egal, macht Spaß, tut gut. 

Es tut gut, als Kumpel behandelt zu werden. Manch einem fällt es noch schwer, den Namen auszusprechen, das braucht Zeit, aber ich erkenne an dem Umgang mit mir und an der Wortwahl, dass sie mich respektieren und mich schätzen. Diese Reaktionen freuen mich ganz besonders, denn wenn jemand null Probleme damit hat, ist das zwar toll aber für die Person kein Aufwand. Zu sehen, wie andere mir zuliebe schrittweise sich an die Änderungen gewöhnen und mich dabei begleiten, das beschert mir fast eine Gänsehaut, weil es mir zeigt, dass die Leute über ihren Schatten springen und bereit sind, an sich zu arbeiten (und mir ist bewusst, dass das Thema der Transition manchen einiges Kopfzerbrechen und sehr viel Selbstreflexion bereitet). Mir zuliebe. Woooow, ich freu mich, danke! :-)

Und es ist so toll, wenn auf Facebook oder im Alltag die Leute ganz selbstverständlich die korrekten Pronomen verwenden, so als wäre es schon immer so gewesen. Ich lese / höre dann diese Sätze über mich, weiß, dass ich gemeint bin, muss es mir immer und wieder auf der Zunge zergehen lassen und freu mich ... 

Ich erlebe, wie meine Umwelt auf mich reagiert. Fühle, wie sich noch nicht der Körper, aber mein Empfinden zu ihm sich ändert. Wie mein Geist das Denken langsam ändert. Wie ich mich von alten Vorstellungen löse. Das ist ein Prozess, der sehr schwer zu beschreiben ist. Aber immer, wenn ich mich in einer solchen Situation entdecke, genieße ich diesen Moment. Es ist schön. Es fühlt sich gut an. Es ist eindeutig richtig :-)

2heartedman 23.12.2015, 00.00

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