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Bartpflege - worüber man sonst kaum spricht

Letztens im Web habe ich einen sehr guten Spruch gelesen: "Warum ich keinen Bart trage? - Mir wächst keiner". Herzlich mitfühlend gelacht. Denn diese Zeiten sind zum Glück für mich vorbei!


Man kann sich als Mann täglich rasieren, das ist aufwändig, außerdem ist es schlecht für die Haut. Oder man hat eine Bartfrisur, auch das erfordert viel Arbeit. Oder man lässt einfach ´nen Dreitagebart stehen, das ist völlig unkompliziert ... ... ... Ha-ha! 

Inzwischen bin ich in der glücklichen Lage, dass ich mir so einen Dreitagebart stehen lassen kann. Wenn man den meisten Seiten glauben darf, ist der Begriff "Dreitagebart" tatsächlich völlig falsch. Es mag ein paar Männer geben, bei denen das möglich ist, aber bei den meisten dauert das deutlich länger. Etwa eine Woche ist für die meisten Männer wohl normal, bis der "klassische Dreitagebart" so aussieht, wie er es angeblich nach drei Tagen soll. Ich befinde mich also in guter Gesellschaft.

Um Bequemlichkeit ging es mir nie. Denn schließlich ist Bartpflege etwas sehr Männliches, ja sogar ein Inbegriff von Männlichkeit, und ich habe mich schon die ganze Zeit darauf gefreut. Trotzdem hatte ich erwartet, dass Dreitagebart irgendwie lässig ist. Da steht er, dann lässt man ihn stehen, was soll das schon für Arbeit machen? 

Frauen wissen es nicht, woher hätte ich das wissen sollen. Obwohl ich 20 Jahre mein Leben mit Männern teilte, war mir das nie so bewusst, darüber haben wir nie gesprochen. 

Männer untereinander reden tatsächlich häufiger über ihren Bart, und ungeoutet bin ich auch schon mehrmals positiv auf den meinigen angesprochen worden (was mich erstaunt, da ich meiner Ansicht nach ziemlich wenig habe, was kaum die Bezeichnung "Bart" verdient). So kriege ich teils durch Gespräche, vor allem aber durch eigene Erfahrung, immer mehr mit, dass so ein Bart ziemlich Arbeit macht, wenn man gepflegt aussehen will.

Und gepflegt aussehen will ich natürlich! Wie hier schon oft durchgeklungen: ich bin ziemlich eitel geworden (und stehe dazu). Also dauert meine Zeit im Bad morgens inzwischen immer länger. 

So ein Dreitagebart hört nicht bei der gewünschten Länge auf zu wachsen. Also muss er (je nach Wuchs) regelmässig gestutzt werden. Ich mache das täglich, und da fällt einiges an. Und bis man alle Ecken und Winkel erreicht hat (auch die, die man im Spiegel nicht wirklich sieht und für die man sich ganz schön verrenken und das Gesicht verziehen muss), das dauert seine Zeit. 

Dazu kommt: der Bart wächst nicht von Natur aus in der gewünschten Form. Sondern an dieser Stelle wuchert viel, dort wächst wenig. Hier ist er fester, dort weicher. Und dann gibt es die Stellen, wo man selbst nicht hingucken kann, Betrachter von außen sieht aber umso mehr. Es soll ja auch gepflegt und gleichmäßig aussehen. Manche verwenden dafür eine Bartschablone, andere gehen nach Gefühl, einige in kurzen Abständen zum Barbier. Inzwischen sehe ich anhand der Konturen ziemlich schnell den Unterschied, wer einen gepflegten Bart mit Stil hat, und wer einfach aus Faulheit oder Desinteresse wuchern lässt. Ich erkenne, wer den Bart seinem natürlichen Wuchs angepasst hat, und wer mit Gewalt eine Form möchte, die eigentlich entgegen seiner Natur ist.

Außerdem ist es erstaunlich, was im Bart alles hängenbleiben kann. Klar, dass mal was hängenbleibt. Aber wieviel das tatsächlich ist, erstaunt mich doch, saftiges Obst und Gemüse sind wirklich übel! Bei einem Vollbart könnte ich das verstehen. Oder wenn ich unsauber essen und ständig kleckern würde. Aber selbst manierlich gespeist und mit nur wenig Stoppeln kommt das vor. Oder selbst beim allervorsichtigsten Zähneputzen ohne Kleckern - irgendwas bleibt immer drin hängen. 

Und die Gesichtspflege wird auch nicht gerade leichter. Seife oder Schaum bleibt gerne im Gestrüpp hängen, und um das auszuwaschen muss man schon sehr genau arbeiten. Mit dem Handtuch trockenrubbeln - Haut ist trocken, Bart ist immer noch feucht. Ich frage mich, ob Männer ihren Vollbart im Winter fönen? Oder trocknen lassen? Ich finde das Gefühl des nassen Bartes am Kinn jedenfalls extrem ungemütlich, aber fönen fände ich komisch. (Laut einiger Webseiten rund um Bartpflege ist das aber tatsächlich keine Seltenheit)

Ich habe seit Testo ziemlich trockene Haut bekommen, auch im Gesicht. Also creme ich. Statt auf die Haut zu gelangen, bleibt alles erst einmal an den Haaren hängen, zieht auch nicht mehr so gut ein, weil es einfach nicht richtig verteilt werden kann. Früher konnte ich trockene Stellen gut pflegen, inzwischen klappt das nicht mehr so richtig. Außenstehenden fällt das nicht auf, dazu müssten sie dicht an mich heran und mir genau auf die Wangen sehen. Aber MIR fällt es auf, und mich stört es.

Aber es gibt auch richtig schöne Momente. Männer fahren ja mit den Fingern gerne übers Gesicht, Wangen und vor allem Kinn. Eine sehr männliche Geste, die ich intituitiv schon immer gemacht habe und für die ich als Frau oft irritiert angesehen wurde. Wenn ich das jetzt mache (gedankenverloren, das hab ich irgendwie von Jugend an so drin), fühlt sich das einfach großartig an. Wooow! Ich spüre genau, wo ich feste Stoppeln habe und wo ein weicher Flaum ist, wie die Haut darunter ist. Außerdem übertragen die Barthaare die Berührung bis tief in die Haut. Sogar wenn es draußen stark windig ist, oder wenn der Kater am Schreibtisch entlangläuft und vorsichtig mein Gesicht berührt (idR kurz vor der Futterzeit). Ja, Kopfhaare oder Körperbehaarung lösen auch einen Sinnesreiz aus, aber Bart ist ein komplett neues Gefühl, das damit in keinster Weise zu vergleichen ist. 

Dieses fiese Jucken, das man zu Beginn des Vollbartes hat, kennt wohl jeder Mann. Ich bin dankbar, dass ich das noch nicht kenne. Vermutlich sind meine Haare dafür noch nicht stoppelig genug. Vielleicht ist das ja ein Marker, das die Grenze zwischen Flaum und Bart setzt? Oder ich habe einfach Glück, wer weiß. (Anmerkung: Beitrag vor zwei drei Wochen getippt und jetzt erst veröffentlicht, seitdem wachsen lassen. Und ja, jetzt merke ich es auch, wäääääh)

Ich surfe einiges zu dem Thema und habe ein paar richtig spannende Seiten gefunden. Auch eine Seite, die humorvoll und lehrreich über den Unterschied zwischen Gesichtsbehaarung und Bart aufklärt. Und über Dinge, über die ich noch nie gehört habe, die Männer aber umtreiben und die wirklich richtig spannend sind. Es gibt spezielle Tassen für Bartträger, weil Bartwachs im Oberlippenbart sich nicht gut mit dem heißen Dampf von Tee oder Kaffee verträgt. Ja, auch andere Männer passen ihre Bartform dem natürlichen Bartwuchs an (von wegen "man trägt, was man will". Fakt ist eher: man macht das Beste aus dem, was man eben hat oder nicht"). 

Bei all den Pflegeprodukten für Bart und die Haut darunter blickt man kaum durch. Bei Bartkämmen und Bartbürsten gibt es ebenfalls sehr viel zu beachten. Dann wäre das Thema der Gesichtsmimik, die durch einen Bart unterstrichen wird (wenn man einen Schnauzer nach unten hängen lässt oder nach oben zwirbelt, und wenn der in Form gebrachte Bart die Mimik verstärkt) oder eingeschränkt wird (wenn der Bart alles verdeckt). 

Da gibt es Spliss, und was ist im Winter bei Frost? Und gegen ungewollte Locken im Bart hilft ein Glätteisen. Wie lange genügt eine einfache Seife, und ab wann sollte man zu Bartshampoo oder Bartöl greifen? Erste Hilfe, wenn man beim Rasieren geniest und sich schwupps eine Kerbe in das sorgsam gezüchtete Haar gezackt hat! Mit dem falschen Plastikkamm lädt der Bart statisch auf, das ist lustig! Knetet man Bartöl von Hand ein, oder verwendet man eine Bartbürste? Es gibt Rundbürste, Bartbürste, Bartkamm und Moustachekamm. Interessant: beim Sonnenband mit richtig langem Vollbart sieht es lustig aus, wenn dann ein langer Bartstreifen bleicher Haut zurückbleibt. Und ja, nach dem Aufstehen ist der Vollbart wohl ebenso zerzaust und und unförmig wie langes Kopfhaar. Ob es auch einen Bad-Beard-Day gibt, wie Frauen das bei ihrem Bad-Hair-Day haben? Ach, köstlich, selten so amüsiert, muss diesen Blog demnächst einmal hier vorstellen, sein Schreibstil und die Tipps sind klasse! ;-)

Boah, ich könnte Stunden im Web verbringen und darüber lesen, das ist wirklich spannend! Gut, von manchen Themen bin ich noch meilenweit entfernt. Trotzdem macht es Spaß, das zu lesen, mir ein paar Anregungen zu holen und mich inspirieren zu lassen (und darüber zu grinsen, wie man scheinbar aus echt allem eine Wissenschaft machen kann, bei der es nur eine einzige richtige Lösung gibt und alles andere natürlich völlig falsch ist aus Sicht der Schreiberlinge LOL).

Ich bin happy. Ob ich dauerhaft Bart tragen werde, weiß ich nicht, fühle mich vom Typ her eher als Clean Cut, meine bisherige frühere Wunschvorstellung war immer "dunkler Bartschatten". Ich bin klein, ich bin zierlich, ob so ein Bart da nicht einfach nur albern und lächerlich aussieht? Ob das nicht eher was von einem Zwerg hat, einem unterernährten, schmächtigen Zwerglein? Eher eine Witzfigur als ein "ganzer Kerl"? Oder ob es im Gegenteil dafür sorgt, dass mein Gesicht gut unterstrichen wird und ich als Mann auch ernster genommen werde, mir das vielleicht sogar richtig gut steht und bei entsprechend sorgfältiger Pflege auch meine Eitelkeit unterstreicht und zeigt, dass ich Wert auf ein ordentliches Äußeres lege?

Eigentlich dachte ich immer, Bart stünde mir nicht. Und jetzt, wo ich ihn (wenn auch noch sehr kurz) trage - ist es zwar ungewohnt, aber es gefällt mir optisch sehr gut, und ich bekomme tatsächlich sehr positives Feedback, auch andere finden, dass mir das sehr gut steht. Und, wie gesagt: es fühlt sich toll an!

Denke, jeder Mann hat das in seinem Leben mal ausprobiert, das gehört einfach dazu. Ich bin gespannt und warte ab, wie dicht er irgendwann wird, ob sich die Lücken noch schließen, wie ich in einem, zwei, drei Jahren aussehen werde und was ich dann damit anstelle. 

Und vor allem: wie sich eventuell meine Meinung und Einstellung ändert und ob ich irgendwann darüber lache, dass ich eigentlich rasiert und kahl sein wollte ...

Ich hatte früher gedacht, dass ich meine weiche Haut vermissen würde. Selbst für eine Frau hatte ich tatsächlich sehr, sehr weiche Haut, nicht nur im Gesicht. Das war angenehm, und das gefiel mir. Aber wider Erwarten vermisse ich gar nichts, weder am Körper noch im Gesicht. Denn alles hat seine Vor- und Nachteile. Und die Vorteile von Bart und Behaarung sind einfach so viel angenehmer für mich ;-)

2heartedman 18.09.2018, 19.33

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