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Äußerlichkeiten - Oberflächlichkeiten

Inzwischen bin ich sehr auf Äußerlichkeiten bedacht. Frage mich oft, wie andere mich sehen. Was sie von mir denken. Orientiere mich mehr an außen als früher. Bin ich deswegen oberflächlich?


Dieses Thema geisterte mir die letzten Monate sehr lange und oft durch den Kopf. Denn ich beurteile Menschen nicht nach dem Äußeren, habe es noch nie getan und tue es auch jetzt nicht. Und es ist mir egal, was andere denken, das ist deren Angelegenheit und nicht meine. Bin früher immer meinen eigenen Weg gegangen, ohne mich darum zu kümmern, was andere davon halten. 

Dennoch achte ich bei mir in letzter Zeit sehr stark auf Äußerlichkeiten. Surfe ständig nach Styling-Tipps, sehe mir entsprechende Magazine an, lasse mich in Geschäften einfach so beraten, achte in Filmen auf die Klamotten der Protagonisten, suche mir Vorbilder oder denke "nö, nicht mein Style". Achte beim Auswählen meiner Kleidung auf sehr viele verschiedene Dinge, bevor ich endlich fertig bin mit Ankleiden. Stehe lange vor dem Spiegel. Und bin ziemlich eitel geworden. 

Ständig frage ich mich, wie andere das finden. Ob meine Hose zu lang oder kurz ist und ob es für andere dadurch womöglich unordentlich oder schick wirkt. Ob meine Frisur zu jung oder alt für mich ist und wie die Leute mich einschätzen. Es ist schwer, sich altersgemäß zu kleiden, wenn man altersmäßig die Menschen irritiert. Graue Haare, jugendliches Gesicht, vermutlich Mann aber ohne jeglichen Bart, Stimme wechselhaft - wer oder was ist das? Und wie soll man darauf reagieren?

Ich ärgere mich, dass solche vermeintlich oberflächlichen Dinge für mich so wichtig geworden sind. Aber auf der anderen Seite - ist es nicht DAS, was Pubertät ausmacht? Zu sich selbst zu finden? Sich mit anderen zu vergleichen. Nach Vorbildern zu suchen. Verschiedene Varianten auszuprobieren. 

Welcher Teenager hat es nicht probiert: hier mal mit "Bart", dort ohne, natürlich das typische Oberlippenbärtchen, oder doch eher Drei-Tage-Flaum. Heute in schicken Klamotten, morgen im Baggy-Look, am besten noch ein bisschen rebellieren und mal sehen, wie die anderen darauf reagieren. Was kommt besser bei den Mädels an, der coole Typ oder der sanfte Freund? Mit welcher Rolle fühlt man sich wohler? Wie sehr darf man "ich selbst" sein, wie sehr muss man sich den Erwartungen der Gesellschaft fügen? 

Bei einem Teenager ist das normal. Da schmunzelt man. Das ist okay, für die Eltern natürlich nervig, für die Lehrer anstrengend, für die Mädels spannend. Aber das gehört dazu und wird als normal bewertet. 

Wenn ich als 40jähriger Mann mich frage, wie andere auf mein Äußeres reagieren. Wenn ich mich selbst erprobe in verschiedenen Styles. Wenn ich teste, wie die Gesellschaft auf mich reagiert (zB dass Frauen plötzlich anfangen, mir aus dem Weg zu gehen oder unhöflich auf meinen Smalltalk zu reagieren) - dann ist das nicht mehr normal. Das fällt vermutlich auf. Natürlich kann ich nicht in die Köpfe der anderen sehen. Aber mir würde es auffallen, wenn ein Mann in diesem Alter ständig einen neuen Style hat, die Frisur mal so, mal so trägt, sich gelegentlich unangemessen verhält (Feinheiten der Sozialisation, die nicht sofort auffallen, aber sie sind vorhanden, werden unterschwellig wahrgenommen). 

Ich halte mich für alles andere als oberflächlich. Aber ich bin in manchen Dingen einfach unsicher. Weil ich sie nie gelernt habe. Weil ich auch damals keine männlichen Vorbilder hatte. Fühle mich manchmal ins kalte Wasser geworfen, weil die Welt sich für mich komplizierter gestaltet, als ich das vermutet hätte. Ich dachte, dass sich nichts ändern wird, weil Männer und Frauen heutzutage gleichberechtigt sind und es egal ist, weil sich doch eigentlich nur mein Name und mein Aussehen änderte. Aber das ist nicht der Fall. 

Es ändert sich sehr viel. Vor allem ändert sich, wie die Menschen mich wahrnehmen und wie sie dann auf mich reagieren. Jetzt versuche ich also, diese Phase der Pubertät aka Selbstfindung schnell zu durchleben. Herauszufinden, wie und womit ich mich wohlfühle. Wie ich das "innere Ich" nach außen transportieren kann.

Wofür die Jungs 10 oder mehr Jahre Zeit haben, das möchte ich am besten jetzt nach 2 Jahren bereits hinter mir haben! 

Zugegeben, es nervt mich selbst. Und auch für meine Umwelt ist das nicht immer einfach. Aber es wird langsam besser. Ich denke, so langsam finde ich meinen Weg ...

2heartedman 03.02.2018, 21.50

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