Seit einiger Zeit ist es möglich, die Reihenfolge der Vornamen ändern zu lassen. Wäre das damals möglich gewesen - ich hätte es sofort getan!

Wer das Problem nicht kennt, kann sich das schwer vorstellen: "Ist ja nur ein Dokument" und "nenn Dich doch, wie Du willst, guckt doch keiner drauf". Das ist so ein Fall von "wen es nicht betrifft, der merkt im Alltag gar nicht, wie häufig es eben doch eine Rolle spielt".

Wenn tatsächlich der erste Name im Ausweis nicht der Rufname ist, dann kann das ziemlich lästig werden. Hier ein paar Beispiele, mit denen ich früher oft gekämpft habe: 

Die Mitarbeiter der Post guckten auf den Ausweis, lasen den ersten Namen, kamen aus dem Paketraum zurück und sagten "hamwa nich". Ich sagte "doch, das Paket kam auf den Namen (Deadname)". Die darauffolgende Suche war dann stets erfolgreich. Wenn ich Glück hatte, bekam ich das Paket ausgehändigt. Wenn ich Pech hatte, stand die Abkürzung meines Deadnames auf dem Paket, und dann hieß es "könnte ja jeder behaupten. Kriegen Sie nicht. Brauchen Sie eine Vollmacht von dieser Person". 

Auf offiziellen Dokumenten stand immer nur der erste Name. Der zweite wurde gerne unterschlagen. Bei der Zeugnisausgabe wurde konsequent mein erster Name gerufen, und ich hasste ihn, die Klassenkameraden lachten über mich.

Von Behörden bekam ich die Briefe und Dokumente regelmässig auf den ersten Namen ausgestellt. Ich verabscheute es, ihn auf Arbeitszeugnissen, Finanzpapieren, Versicherungspolicen, Bankunterlagen, Rechnungen zu lesen. Den Briefkasten zu öffnen und diesen Namen zu lesen war immer unangenehm.

Auf meiner Bankkarte stand nur der erste Vorname - meine Unterschrift erledigte ich aus Gewohnheit aber stets mit verkürztem Zweitnamen. Einmal wollte man mich im Supermarkt bei EC-Zahlung tatsächlich des Betrugs bezichtigen, die Situation wäre fast eskaliert. Es erforderte einiges an Diskussion (und die neugierige Schlange hinter mir wurde immer länger). Seitdem unterschrieb ich nur noch mit Nachname. 

Ich habe Formulare prinzipiell nur mit dem zweiten Namen ausgefüllt. In der Regel ging das auch immer gut, war nie ein Problem. Aber manchmal kam es dann doch vor, dass ich irgendwo einen Ausweis nachreichen musste, und dann ging der Ärger los. 

Es klingt seltsam, dass das solche Probleme verursacht. Man sollte meinen, wenn der Rufname im Ausweis steht, müsste das genügen, sei es an erster, zweiter oder fünfter Stelle. Aber manche Leute lesen tatsächlich nur den ersten Namen, schalten ihr Gehirn danach auf Durchzug und sind auch nicht diskussionsbereit. 

Auch, wenn ein paar Leute jammern, dass das ein Minderheitenproblem sei und es wichtigere Probleme gäbe - ich freue mich für alle, die endlich ihre Namen tauschen durften. Es tut niemandem weh, es macht keinen Aufwand. Und ein paar Menschen sind endlich glücklich. Denn Namen schaffen Identität ...