two hearted man
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Ablehnung zwischen den Zeilen

Hauptsache, Du bist glücklich ...
Ich habe nichts gegen xy, aber ...


Das sind so typische Sätze, mit denen die Leute es gut meinen. "Gut meinen", damit ist schon alles gesagt, es ist gut gemeint, kommt aber selten so an. Den Personen, die so etwas sagen, unterstelle ich auch keine böse Absicht. Zumal ich zugeben muss, früher selbst solche Sätze gesagt zu haben. Es ist als Außenstehender schwer, etwas zu sagen. Man hat das Gefühl, zu allem eine Meinung haben zu müssen, selbst denkt man vielleicht anders über das Thema, hat aber kein Problem damit, wenn der Gegenüber sich anders verhält oder anders denkt als man das selbst tut. Man möchte nett sein, warum auch nicht. Und, mal ehrlich, was soll man auch sagen? Irgendwie kann man ja in jede Antwort irgend etwas Blödes interpretieren. Und gar nichts sagen ist auch doof. Ganz, ganz blöde Situation ... trotzdem offenbart der Betreffende einiges über sich selbst. Und ja, ich nehme mich da nicht aus: ich hatte früher eine gewisse Angst, dass mein Leben durcheinandergerät, wollte mich von diesem Thema gerne fernhalten und es nicht an mich heranlassen. Nicht, weil es schlecht war sondern weil ich es für mich selbst abgelehnt hatte.

So ein Satz, der nett gemeint ist, der ist "Hauptsache, Du bist glücklich". Das klingt sosehr von sich selbst weg und sosehr auf den anderen hin, dass es schon wirkt als wolle sich jemand davon distanzieren. Es mag nicht so gemeint sein, klingt aber ganz stark nach "also für MICH wäre das nichts, aber es mag eben jeder was anderes, und wichtig ist ja, was DU darüber denkst". Es ist eine unausgesprochene Wertung. Interessanterweise hörte ich diesen Satz bezüglich der Transition noch nicht, aber schon häufiger im Hinblick auf meine sexuelle Neigung (es fällt einfach auf, wenn jemand 20 Jahre mit Männern lebte und jetzt auf einmal eine Frau an der Seite hat). Warum kann man nicht sagen "ich freue mich, dass Du wieder jemanden gefunden hast" oder "ach, schön, kann ich sie mal kennenlernen" oder "alles Gute für die Zukunft Euch beiden". 

Aber, wie gesagt: das sind Sätze, die einem so rausrutschen und die eigentlich nicht so gemeint sind, daher nehme ich sie keinem übel. Trotzdem steckt verdammt viel Unausgesprochenes darin. Es kostet Anstrengung, dies nicht zu hören, wenn man erst einmal für solcherlei Feinheiten sensibilisiert ist.

"Ich habe nichts gegen Schwule, Hauptsache sie machen mich nicht an". "Ich habe nichts gegen Lesben, aber meine Tochter ist zum Glück hetero". "Ich habe nichts gegen Schwule, aber ich will keinesfalls für schwul gehalten werden". "Ich habe nichts gegen Schwule, ich habe sogar einen guten Freund, der schwul ist".

So als wären Homosexuelle zwar okay, aber irgendwie auch nicht. So wie eine Krankheit, gegen die man nichts machen kann. Es ist ja nicht schlimm, wenn jemand Heuschnupfen hat oder Migräne oder Masern, aber man möchte sich bitte nicht anstecken, das wäre anstrengend und unangenehm und würde das eigene schöne konservative Leben doch ziemlich auf den Kopf stellen, wenn man sich plötzlich persönlich mit diesem Thema auseinandersetzen muss. Maximal, dass man mal einen Alibi-Freund hat, das hat nichts mit einem selbst zu tun aber zeigt doch eine gewisse Offenheit. Dieser Freund tut doch gar nichts zur Sache, warum muss man ihn extra erwähnen? 

Das sind nur die markanten Beispiele, denen man ständig begegnet, es gibt noch sehr viel mehr verdeckte Homophobie (wobei ich das Wort nicht mag, es geht jan icht um Angst, sondern um Ablehnung bzw Abgrenzung). Je länger ich mich mit diesen Themen auseinandersetze, je tiefer ich in der Szene verwurzelt bin, desto häufiger fallen mir diese Dinge im Alltag auf. Und sie gefallen mir gar nicht :(

2heartedman 08.04.2018, 10.16

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