two hearted man
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15 Jahre mit falscher Diagnose gelebt

Seit meiner Jugend hatte ich körperliche Beschwerden, wofür ich vor etwa 15 Jahren eine Diagnose bekam. Die mich seitdem begleitete und belastete. Inzwischen pfeif ich auf Diagnosen. Zu Recht, wie sich herausstellte!!!


Nachdem die Endokrinologin kürzlich ein, zwei Dinge in meinem Blutbild gesehen hatte, wollte sie das abgeklärt haben. Daher empfahl sie mir eine Magenspiegelung beim Internisten. Also gut, wenn ich eh schon dort bin, wollte ich ALLES abgeklärt haben. Denn seit dieser Diagnose soll ich eigentlich jährlich zur Darmspiegelung. Habe ich wenig Lust drauf, es gibt wirklich Angenehmeres. 

Der Arzt gab mir damals die Diagnose. Machte eine Spiegelung, bestätigte es. Ich wollte es nicht so recht glauben. Ja, es deutete vieles darauf hin und erklärte einige akuten Schübe, die ich hatte. Trotzdem wollte ich das nie so wirklich glauben. Fragte nach anderen möglichen Gründen oder Ursachen. Lehnte er ab, sagte nö, Diagnose steht, es gebe eben auch Leute wie mich, die einen eher untypischen Krankheitsverlauf hätten. 

Tja, was macht man nun mit so einer Diagnose? Mal in eine Selbsthilfegruppe gehen und feststellen, dass alle anderen massive Beschwerden haben, ich selbst aber scheinbar richtig Glück habe. Und ein bisschen Angst kriegen, dass die Krankheit irgendwann ausbricht. Dass ich arbeitsunfähig werde und kaum noch das Haus verlassen kann. 

Jedes Mal, wenn Anzeichen kamen, kroch die Angst in mir hoch. Ich hatte in den letzten Jahren hier und da immer wieder kleine Schübe, die ich jedoch mit Hilfe meiner Hausärztin und mit Ernährungsumstellung gut in den Griff bekam. Trotzdem, bei Antrag auf Berufsunfähigkeits - Versicherung muss man das natürlich angeben, alles andere wäre gelogen. Bei den Anamnese-Bögen für Ärzte muss man das angeben, weil es ja schließlich Stoffwechsel beeinflusst und Medikamente entsprechend dosiert und ausgewählt werden müssen. Und natürlich löst es auch psychisch etwas aus, wenn man bei jeder Veränderung des Körpers sofort denkt "auweia, jetzt geht es los, die Krankheit bricht aus". 

Wie gesagt, wirklich akzeptiert habe ich diese Diagnose nie. Und ich hatte keine Lust, in ständiger Angst zu leben oder jedes Jahr zur Darmspiegelung zu rennen. Der neue Arzt für die Magenspiegelung war mir sympathisch (im Gegenzug zur früheren Praxis, wo ich mich ziemlich abgefertigt fühlte jedes Mal), also habe ich die Chance genutzt: erzählte ihm von meiner Diagnose und dass ich eigentlich regelmässig Darmspiegelung machen muss. 

Er hat mich also komplett untersucht. Magen, Darm und überhaupt. 

Und dann im Gespräch die Auswertung: seine völlig irritierte Miene. Er kann sich die Diagnose nicht erklären. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, nichts sei ersichtlich. Er hat die Proben extra zum Fachmann geschickt. Er hat selbst unterm Mikroskop geguckt. Nochmal gegengecheckt. Kollegen checken lassen. Nichts, nada, njente. Nix krank. 

Tja, und ich - keine Ahnung. Wie geht man mit sowas um? Ich war froh. Endlich eine Diagnose weniger. Eine, die ich eh nie leiden konnte und auch nicht für voll nahm. Und zugleich war ich stinksauer! 

Ich hatte sosehr gezweifelt. Hatte versucht mit dem anderen Arzt zu reden. Aber seine Sprechstundenhilfen sind Hyänen, die alles von ihm fernhalten, selbst nach der Diagnose bekam ich kaum ein Gespräch mit ihm, man wird in dieser Praxis ziemlich alleine gelassen. Man knallte mir die Diagnose vor den Latz und sagte "hier, friss, sieh zu was Du damit anfängst. Ist zwar ´ne krasse Krankheit, aber kannst ja mal im Internet lesen, ´ne Selbsthilfegruppe besuchen oder Dir ´n Fachbuch ausleihen. Unser Arzt hat Wichtigeres zu tun. Hier ´n Flyer, lies mal".

War früher keiner, der zu verschiedenen Ärzten rannte, um sich mehrere Meinungen einzuholen. Bin ich eigentlich auch heute nicht. Aber inzwischen habe ich gelernt, nicht mehr alles mit mir machen zu lassen. Habe ja auch den Arzt gewechselt, als ich mich mit Testo nicht gut versorgt fühlte, und das war die richtige Entscheidung. 

Hysterisches Lachen? Weinen? Trauer um die 15 Jahre? Wut auf diese lächerliche Diagnose? Scheißegal, als ich das erfuhr, kochte es innerlich in mir hoch. Jetzt, einige Wochen später, in denen so viele anderen Dinge passiert sind, kann ich darüber eigentlich nur schmunzeln. Das Leben ist manchmal schon seltsam ...

2heartedman 28.01.2018, 21.26

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